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Pyramus und Thisbe (frei nach einem gewissen Herrn Ovid)
Es lebte einst am Euphratfluss
ein Jüngling namens Pyramus. Der hatt' unsterblich sich vergafft in Thisbe aus der Nachbarschaft. Doch machten leider ihre Väter auf beiden Seiten viel Gezeter, und jeder voller Starrsinn sprach: »Ich gebe nie und nimmer nach!« So waren, fern dem Standesamt, die zwei zur Heimlichkeit verdammt. Sie trafen sich im Mondenschein am Maulbeerbaum zum Stelldichein. Doch eines Abends, gegen zehn, blieb Pyramusses Sanduhr stehn. Zu spät kam er zum Liebesplatz. Statt seinen heißgeliebten Schatz sah er zertretne Efeuranken, die Spur von schweren Löwenpranken! Und dort, an einer Blütenrispe, den Schleier seiner liebsten Thisbe. »O Thisbe«, rief er, »welche Pein, wo du nicht bist, kann ich nicht sein!« Drauf zog sein Schwert der Pyramus und machte mit dem Leben Schluss. Doch kaum, dass dieses war geschehn, ließ sich die Thisbe wieder sehn. Der Löwe, friedlich von Natur, beschnupperte das Mädel nur. »O!«, klagte Thisbe, »Pyramus, das Leben ist nun kein Genuss.« Sie nahm das Schwert, von Blut so rot, und stach sich gleichfalls mausetot. Im Orkus haben immerzu die zwei seitdem ihr Rendezvous. Der Maulbeerbaum, schließt die Geschichte, trägt nun aus Trauer schwarze Früchte. |
Lieber Fridolin,
ich habe deinen Spaß schmunzelnd gelesen. Und die Moral von der Geschicht: Da sieht man, wie die Liebe blendet, und dadurch allzu plötzlich endet. :D Liebe Grüße Thomas |
Lieber Fridolin,
wahrlich gelungen und im unverkennbarem feinen Frido-Humor verdichtet.:) Womit wieder mal bewiesen ist, dass man sich nicht auf Sanduhren verlassen sollte. Der Konsumentenschutz warnt ja nicht zu Unrecht vor ihrer Unzuverlässigkeit wegen ihrer penetranten Tendenz dazu, Sand im Getriebe anzuhäufeln. :Aua Dass es unter Löwen auch Kavaliere gibt, versöhnt ein klein wenig mit der abscheulichen Moritat. Sehr gern gelesen und schmunzelnd besenft hat Lai :Blume: |
Hallo Fridolin,
Das ist ja romantisch, tragisch und komisch. Komisch deswegen, weil der Dichter Worte gefunden hat, die mich schmunzeln lassen. Die Sanduhr, die nicht geht, der Paarreim, der den Witz transportiert! Der Maulbeerbaum, der jetzt schwarze Früchte trägt. Dein Gedicht hat Wendungen, die überraschen! Ich habe es sehr gerne gelesen.:Blume::) LIebe Grüße sy :Blume::Blume::Blume: |
Lieber Fridolin,
Ja, warum sollte man Tragödien immer so ernst nehmen! Ich kannte die Geschichte nicht, muss ich gestehen, jetzt habe ich gegoogelt und war überrascht, dass ich unbewusst diese Wand mit dem Riss bedichtet habe - und nun überlege ich natürlich, ob allenfalls die Weltenseele daran Schuld ist oder ob Ovid in mir wiedergeboren wurde ... und ich liebe jedenfalls Maulbeeren :D Ja, und im übrigen hast du natürlich meisterhaft geschrieben wie gewohnt :Blume: Lieben Gruß charis |
Hi Fridolin,
oh das muss ich meinem Sohn zeigen - der plagt sich nämlich zur Zeit in Latein mit Ovid. Dabei kann es so einfach sein. :) Wie immer bei diesen alten Geschichten sind die Liebenden viel zu voreilig mit dem Selbstmord. Hätte er ein Weilchen gewartet und ein paar Beeren gegessen, wär alles gut gegangen. Herrlich und beschwingt verdichtet! LG vEdenA |
Herrlich flapsig verreimt, lieber Fridolin. :) Das passt als Gegensatz prima zu den dramatischen Ereignissen.
Liebe Grüße, Stefan P.S.: Im "friedhlich" schlummert ein "h" zu viel. |
Zitat:
LG Fridolin |
Räusper....
es waren zuzüglich auch einige vorzügliche Kommentatoren zugange, lieber Frido. :D:p:) Sorry... DAS schöne Wortgespiele konnte ich mir einfach nicht verkneifen. :Aua LG von Lai:Aua |
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