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Falderwald 10.04.2016 20:03

Streitverschwendung
 


Streitverschwendung


Ich habe keine Lust mehr, mich zu streiten,
es kostet meine Zeit und Zeit ist Geld,
so sagt man, doch der Intriganz der Welt
verkaufe ich nicht meine Lebenszeiten.

Es will mir kein Vergnügen mehr bereiten,
ich denke, wie sich mancher Weltblick stellt,
verhält sich relativ zum Himmelszelt,
in dessen Sphären die Besitzer schreiten.

Betrachte ich die Welt durch meine Sinne,
aus Norden, Westen, Süden oder Osten,
dann bin ich lieber still und halte inne.

Erblicke ich in Zukunft einen Pfosten
mit Weltgespinst und einer fetten Spinne,
dann wird mich das nur mildes Lächeln kosten.


Falderwald
. .. .
10.04.2016, 20:17 Uhr MEZ



Erich Kykal 10.04.2016 21:37

Hi, Faldi!

Trefflich gereimt - fast buddhistisch schon, diese Sehnsucht nach innerer Ruhe und äußerer Stille!

O wie gut verstehe ich - was ficht uns das Gelärme der Welt an, dieses kreischende, sabbernde, mit jeder Hure des Willens kopulierende Balett der Unreife und Voreingenommenheit!

Doch sind wir nun mal unreife und voreingenommene Wesen - und müssen darum immer an solchem Anspruch scheitern!

Wenigen wird - meist auch noch spät im Leben - dieser innere Frieden zuteil, manchen vielleicht sogar ohne ein Leben lang zuvor danach gesucht zu haben!

Uns anderen bleibt nur die unbestimmte Sehnsucht nach einem undefinierten Nirwana, einem Paradies perfekter Harmonie, wo man ganz in sich ruht ... - JEDOCH, wenn man länger darüber nachsinnt, kommt man wohl zu der Erkenntnis, dass dies kein Dauerzustand sein kann! Es wäre sterbenslangweilig, statisch, tot - ein Verharren ohne Antrieb, ohne Sinneslust, ohne alles, was uns zu Menschen macht!

So hat eine simple, nicht zu Ende gedachte und vor allem nicht gut durchdachte Sehnsucht ein Wunschbild vieler Philosophien und Religionen seit Menschengedenken bestimmt, dem die Menschen bis heute unreflektiert hinterherjagen! "Finde deine innere Mitte!" - und dann? In Stasis verbleiben, meditieren und "drüberstehen" für den Rest der Zeit?

Erst das Unperfekte in uns umd um uns macht diese Welt perfekt für uns - es wäre wohl an der Zeit, dies zu erkennen!

Sehr gern gelesen - auch wenn dieser Ruhepol nichts für uns ist, zumindest nicht für immer!;)

LG, eKy

juli 11.04.2016 15:14

Hallo Faldi,

Unwillkürlich liest man "Zeitverschwendung" als Titel. Ich weiß nicht, ob du das mit Absicht gemacht hast, sicherlich. Denn Streitverschwendung ist Zeitverschwendung, das meine ich jedenfalls. MIt deiner gradlinigen Dichtung nimmst du Diejenigen aufs Korn, die Streiten, um des Streitenwillens zelebrieren. Dabei ist Friedlichsein um ein Vielfaches gesünder! Und das Leben macht auch mehr Freude, wenn man den Blick dahin wendet, wo die Sterne glänzen, die Liebe wohnt, ein gutes Essen Leib und Seele zusammenhält.....:Blume::)

Dein mildes Lächeln gefällt mir.

Sehr gerne gelesen und sehr gerne kommentiert.

Liebe Grüße sy


:Blume::Blume::Blume:

Chavali 11.04.2016 16:45

Moin Faldi,

in gewisser Weise kann ich die Aussage deines Textes verstehen.
Streiten um des Streites Willen - vorsätzlich und provokant - das ist was für Leute, denen das Leben ohne Streit für sie
nicht vollkommen ist.
Sie haben diese Art von Streit als ihr Lebensziel auserkoren - und davon gibt es nicht wenige :rolleyes:

Allerdings finde ich es gar nicht gut, jedem Streit aus dem Wege zu gehen.
Das hat was Duckmäuserisches. Etwas Feiges.
Manchmal muss man für seine Überzeugungen kämpfen und seine Rechte auch erstreiten.

Natürlich ist dein Sonett wie immer perfekt formuliert und auch die Aussage nach innerer Ruhe ist nachvollziehbar.

Von daher gelungen. Gern gelesen!

Lieben Gruß,
Chavali

ginTon 11.04.2016 17:15

Hi Faldi,

ich finde die Überschrift sagt ja schon alles: "Streitverschwendung" d.h. hier hat
jemand einfach keine Lust mehr zu streiten, wahrscheinlich nicht, weil er dem
Streit müde geworden ist, sondern weil er zu einer besseren Überzeugung
gelangte. Dies nimmt das Thema ja auch voraus, es gab Streit und somit geht
das Ganze mit der Überwindung dessen einher. Der Weg geht sozusagen weiter.
Man könnte sagen, streite, aber halte dich daran nicht auf. Somit wird, wie Chavali
schon sagte, eigentlich dem Streit zwei Funktionen zuteil. Er kann durchaus positiv
wirken und etwas neues hervorbringen, statt zB auf der Stelle
rumzustehen und er kann auch negativ wirken, wenn man sich im Streit verliert.

Die Terzette beziehen das ganze auf die eigene Energie und das negative Energie
perse eigentlich nicht gut tut. Von dieser Warte aus betrachtet und denkt man
an die eigene Gesundheit ist sicher einem Streit immer aus dem Weg zu gehen. Wenn man aber zB dies aus der Sicht eines Rechtstreites betrachtet, so könnte dieser wiederum positiv wirken, da man sich ja im Recht sieht.

weites Thema und ein sehr weiter Begriff, Streitgesellschaft fällt mir dazu auch noch ein...gerne mit beschäftigt

LG gin

Falderwald 14.04.2016 18:29

Servus Erich,

ich bin mir durchaus bewusst, dass es ohne Streit und Auseinandersetzungen keinen Fortschritt gegeben hätte, denn manche Weltbilder waren (sind) ja so absurd, dass sie einfach den Widerspruch herausfordern.

Es ist nur so, dass du keinem seine Weltsicht aus dem Hirn prügeln kannst und deswegen ist es eigentlich Zeitverschwendung, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen.
Du kannst dich höchstens lustig darüber machen, aber das fordert dann wiederum auf der anderen Seite den Ärger heraus.

Wie du es machst, ist es eigentlich verkehrt, also lächele lieber, das kostet weniger Anstrengung und spart zudem eine Menge Zeit. :D;):)


Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema...:)


Moin syranie,

genau so war das mit dem Titel beabsichtigt. :)

Allerdings sollte der Text die Einsicht des Protagonisten transportieren und weniger seine Kontrahenten aufs Korn nehmen.

Das schöne Leben kommt sonst viel zu kurz, wenn man sich mit Dingen konfrontiert, die man sowieso nicht ändern kann.

Also: keep smiling und alles wird gut...;)

Ich bedanke mich für deine Antwort...:)


Hi Chavi,

es wird wohl nicht immer gelingen, jedem Streit aus dem Wege zu gehen, das ist schon klar. ;)

Mein Protagonist sagt ja auch nur, dass er dazu keine Lust mehr hat und es ihm keine Freude mehr bereitet.

Mit Feigheit hat das eigentlich weniger zu tun, denn das heißt ja nicht, dass er alles widerspruchslos hinnimmt, was ihm auferlegt wird. Er geht durchaus seinen eigenen Weg, versucht dabei aber den Weg des geringsten Widerstands zu beschreiten.

Das kann man auch mit freundlich nüchterner Argumentation und einem milden Lächeln erledigen.
Ich glaube, das ist schmerzhafter für die Gegenseite, als wenn er auf den Putz hauen würde, denn das wird ja auch oft erwartet.
Also, tue stets das Unerwartete und du findest deinen Gegner unvorbereitet. ;)

Das ist auch eine Philosophie...:)

Ich freue mich, dass dir der Text gefallen hat und bedanke mich für deine Antwort...:)


Hi gin,

du hast das im Wesentlichen formuliert, was der Text aussagen sollte.

Natürlich kann man nicht zu allem Ja und Amen sagen, das ist schon klar, aber sich im Streit verlieren sollte man auch nicht.

Einen Rechtsstreit sehe ich auch anders, in den wirst du ja u. U. auch gegen deinen Willen verwickelt und dann musst du dich dem stellen, keine Frage.

Es geht also mehr um den gesellschaftlichen Streit und um Wert-, Moral- und Weltvorstellung. Das lohnt sich nicht, jemandem erklären zu wollen, wie falsch er liegt, das gibt Streit, manchmal sogar ziemlich bösen.

Also gehen wir dem aus dem Wege und lächeln einfach drüber. Ist viel besser, nicht wahr? ;):)


Danke für deinen Kommi...:)


Vielen Dank für eure Antworten...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald




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