Gedichte-Eiland

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Terrapin 13.04.2016 10:26

Weltleere
 
Weltleere

Dein hohler Blick durch Raum und Zeit,
die Starre dauernder Sekunden,
da Dir an Ausdruck nichts gedeiht,
da nichts an Ausdruck mehr gedeiht,
lässt ahnen, dass du uns entschwunden.

Tief eingetaucht in Ewigkeit
versuchst du seltsam zu bekunden,
dass dich kein Hoffen mehr befreit…
dein Geist mag nimmermehr gesunden.

Fürwahr, wir waren nicht bereit
für derlei tief gerissne Wunden
von missverstandner Traurigkeit,
die niemand je mit dir empfunden.

Du sagtest nur: Doch nun verzeiht;
genug hab ich mich hier geschunden,
das Sein ist kurz, die Sehnsucht weit -
Zeit ist, da ich kein Heil gefunden,


In Bewusstsein gegenüber Syd Barrett

Erich Kykal 22.06.2016 21:45

Hi Pinni!

Habe dies erst jetzt entdeckt!:eek:

Toll gemacht - du kommst mit 2 Reimen aus, ohne dass es irgendwo herbeigezogen oder hinkonstruiert wirkt! Chapeau!

Einzig die letzte Zeile würde ich etwas umbauen - das "Zeit ist" hängt in der Luft, und vor allem hat man erst mal Schwierigkeiten, die Zeile unbetont anzulesen.

Wie wäre es mit: "Ich geh, weil ich ..."?

Allergernst gelesen!:):Blume:

LG, eKy

juli 23.06.2016 10:10

Hallo Terrapin,

Du hast ein Händchen für diese Rubrik, wenn ich das mal so ausdrücken darf. Dein Gedicht wirkt nicht gestelzt oder pathetisch, und nur zwei Reime, eKy hat es ja schon gesagt, das ist gekonnt!

Sehr traurig und sehr schön.:Blume:


Liebe Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Terrapin 02.07.2016 12:37

Hallo Erich,

Wenn man auf dem Wellenkamm der Reime schwimmt ist es wie von Natur aus vorbestimmt ein Gedicht in so strikter Form zu gestalten. Man ist im Sog des Gleichklangs gefangen und kann sich ihm nicht entziehen und erwehren, sein Leid zu klagen. Dabei fällt es mir oft einfacher bei den gleichen Reimen zu bleiben, als immer in jeder Strophe neue zu generieren. Man trägt das Lied in einem melodischen Reigen fort, achtsam die Fühler gespitzt, nie in eine Kakophonie zu entgleiten und den Endreim über den Inhalt stellen zu müssen.
Liegt darin ohnegleichen schon die Kunst des Reimens an sich, so offenbart sie sich in Gleichbleibenden um ein Vielfaches stärker und bewusster.
Mir bedeutet es aber eine tiefe innere Freude sich und sein Wortdenken so streng zu schalten und einzugrenzen. Wobei eingrenzen ehr ein öffnen von Schranken für mich bedeutet.
Zugegeben ist es aber auch ein Flehen der Musen zu verdanken solch heimliche Erektion der Kunst zu erheischen. Doch will Übung immer seinen Meister finden.

Der letzten Zeile kann ich leider noch kein Besseres zuflüstern, von daher soll es wohl noch so bestehen.

Tiefen Dank deines Lobes gewiss.


Hallo Syranie,

Ja dieser Bereich des Daseins liegt mir einfach. Das ist auch der tödliche Seiltanz eines Dichters, den Grat von Anmut, Pathos und Kitsch nicht einem leichtfertigem Übergewicht auszuliefern. Vor allem jungen Dichtern fällt dies gerne mal auf die kleinen Hobbitfüße. Das aber ist Lehrgeld. Selber will ich auch nicht behaupten wollen mir dies abstreifen zu können.
Sprich: "Wer ist Geselle? Der was kann.
Wer ist Meister? Der was ersann.
Wer ist Lehrling? Ein Jedermann."

Liebe Grüße, Terrapin.


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