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Schwellenangst
So fern die Dinge, die Bedeutung wussten,
so fern die Welt, in der wir uns berühren. Geschlossen bis auf eine alle Türen - Gedanken, die ein Ende finden mussten, gesammelt alle nun vor jener Pforte, an welcher keine unserer Allüren noch zählt, noch Argumente, die wir führen, nicht ernste Gesten und nicht große Worte. Wohin der stille Weg aus dem Bewussten uns führen mag, wird keiner je ermessen: Kein Ozean erklärt sich einer Quelle. Wer hinterbleibt, erholt sich von Verlusten und lebt sich weiter, wie um zu vergessen, dass alles strömt nach jener letzten Schwelle. |
Lieber Erich,
wie ich es sehe, entwickelst du hier das Thema von Shakespeares berühmten Monolog "Sein oder nicht sein" (schwere Kost!) in einem Sonett, welches eine interessante Form hat, weil es den ersten Reim der Quartette in den Terzetten wiederholt. Das Bild "Kein Ozean erklärt sich einer Quelle" finde ich sehr gut gewählt, da es eine herrliche Metapher für die Allmacht ist, und das von einem erklärten Atheisten! ;) Uns bleibt wohl nichts, als so zu handeln, wie es das letzte Terzett beschreibt. Liebe Grüße Thomas |
Hi Thomas!
Ich sehe keinen Widerspruch darin, so eine Zeile als Atheist zu schreiben, denn man muss hinter dem Ozean ja keine göttliche Macht vermuten, der Satz zeigt nur rein quantitativ, dass jeder als Quelle beginnt: unwissend, naiv und rein - und bis zum Ende dazulernt und sich erweitert, bis er dereinst - vielleicht als Ozean - verdunstet. Anders gesagt: Vielleicht sind wir irgendwann Ozean genug, um klipp und klar und objektiv wissenschaftlich nachweisbar herauszufinden, ob da was ist "danach" - aber im Moment sind wir entwicklungsgeschichtlich wohl noch zu nahe an der Quelle ... Dennoch nehme ich lieber an, dass hinterher gar nichts mehr kommt, als irgendeinen heiligen Mumpitz zu glauben, den mir jemand einreden will! :Aua:rolleyes: Vielen Dank für deine Gedanken! :) LG, eKy |
Lieber Erich,
ich sehe auch gar keinen Widerspruch darin und freue mich über dein schönes poetisches Bild. Liebe Grüße Thomas |
Guten Morgen Erich,
ein kraftvolles Sonett, dass seinen Schlüsselsatz in " kein Ozean erklärt sich einer Quelle" findet. Ich würde gar "seiner" Quelle schreiben, wäre intensiver. Ein starker Satz. Der Mensch kommt mir hier wie ein "Ausgelieferter" vor, der selbst wenig Einfluss hat. Er lebt sich weiter. Wie von sich selbst abgenabelt...Interessante Modifkation. In Vers 2, Z. 1 sehe ich 6 Hebungen, wobei der Rest 5-hebig ist. Gerne gelesen mit Grüßen von Koko |
Hi, Koko! (Erlaubst du, dass ich abkürze? Ich bin tippfaul ... :rolleyes:)
Vielen Dank für den Hinweis auf die Überlänge in S2Z1 - derlei passiert mir ab und zu in der lyrischen Begeisterung, und wenn man viel Poutine hat im Dichten, neigt man auch dazu, dem eigenen Ohr- und Bauchgefühl blind zu vertrauen, wenn es einem sagt, das passe schon so. Wie hier ersichtlich, kann das zuweilen trügerisch sein ... :Aua Beim Ozean schrieb ist deshalb nicht "seiner Quelle", da eine Quelle allein niemals ausreichte, ein ozeangroßes Gewässer zu versorgen. Ein Ozean hat immer mehrere Quellen, meistens sehr viele sogar. Sprachlich wäre es runder, zweifelsohne - aber in gewissen Details bin ich manchmal ein kleiner hemdsärmeliger Korinthenkacker, da muss alles auch inhaltlich logisch sein zu zusammenstimmen ... :Aua:rolleyes: Danke für deine kundigen Gedanken! :) LG, eKy |
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