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Die Schnecke
Jüngst, als ermattet vom mühsamen Tagwerk die Sonne
kaum noch die Reben an östlichen Hängen erwärmte, lag ich im Grase und sorglos genoss ich die Stille. Über mir war nur der Himmel und blinzelnd begrüßte Venus das Schwesterchen Luna in dämmriger Stunde. Grillen zirpen, Käfer brummen - hör ich Nachtigallen schlagen? Heimwärts letzte Bienen summen, Imsen mühen sich und tragen Lasten über Stock und Steine. Lautlos fliegen Fledermäuse, Mücken stechen in die Beine. Eine Schnecke mit Gehäuse kriecht gemach auf meine Hand kühlt mit ihrer Silberspur meinen bösen Sonnenbrand - ach, wie klug ist die Natur! Ich fasse der Schnecke ganz zart ans Gehäuse, berühr mit dem Finger sehr sacht die Tentakel, sie zieht sich zurück und verbirgt sich empört im Schutze der Kalkschalenhöhle und wartet, begierig zu wissen, was ich mit Mollusken so plane. Schnecklein, musst nicht ängstlich sein, komm heraus aus deinem Haus. Dienst mir nicht zum Gaumenschmaus, spiel nur mit dem Fingerlein, - bin in andrer Weise ein Gourmet - und bevor ich einen Mord begeh, fällt so manch Wollustelspiel mir ein. |
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Dana und Falderwald
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