Gedichte-Eiland

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Chavali 15.05.2009 14:03

Die Löwin
 


Schleichend setzt sie die mächtigen Pranken,
den Hals vorgestreckt, die Ohren glatt,
blutrünstig ihre Jagdgedanken,
denn ihre Jungen sind noch nicht satt.

Dort im Grase der trockenen Steppe
sieht sie eine Herde Impalas stehn,
spürt den Geruch der tierischen Schleppe:
Auf die Schwachen hat sie es abgesehn.

Sie hebt zum Sprung an, doch kommt sie nicht weit.
Die Gnus, sie setzen sich tapfer zur Wehr,
zum Schutze der Nachkommen
sind sie bereit,
bewahren sie vor dem rohen Verzehr.

Dort im verkümmerten Grase schrein
die Löwenkinder nach rettendem Fraß.
Verhungert, verdurstet gehen sie ein.
Und Geier fressen der Mutter Aas.



ruhelos 15.05.2009 14:42

hallo chavali,

ein mitreißendes und zugleich trauriges Gedicht im Kreuzreim über das Leben in der afrikanischen Steppe ist dir hier gelungen. Ja, so ist es wohl Fressen oder gefressen werden, wie grausam das Leben doch so spielt. Das Bild der dem Verhungern nahen Löwenjungen sehe ich förmlich vor Augen.

Viele Grüße
ruhelos

Chavali 15.05.2009 23:50

Liebe ruhelos,


dieses Gedicht liegt mir sehr am Herzen.
Ich bin sehr froh, dass du es dir angeschaut und einen Komm hinterlassen hast.
Zitat:

ein mitreißendes und zugleich trauriges Gedicht im Kreuzreim über das Leben in der afrikanischen Steppe ist dir hier gelungen.
Hab lieben Dank, das freut mich sehr.


Viele Grüße,
Chavali

Seeräuber-Jenny 16.05.2009 00:18

Ahoi Chavali,

dein Gedicht liegt mir ebenfalls am Herzen.

Wenn die Löwenmutter Beute für ihre Jungen zu machen versucht, handelt sie nicht grausamer als eine Menschenmutter, die im Supermarkt für ihre Familie den Sonntagsbraten kauft. Die Natur hat die Nahrungskette sinnvoll eingerichtet und uns Menschen zudem mit Privilegien ausgestattet: Wir haben keine natürlichen Feinde und können außerdem zwischen Schweine- und Grünkernbraten wählen. Vorausgesetzt natürlich, wir leben in einem Land, das keinen Hunger kennt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Chavali 18.05.2009 17:08

Liebe Jenny,

meine treue Tiergedichtleserin ;)
Ich freu mich, dich auch hier vorzufinden!
Zitat:

Die Natur hat die Nahrungskette sinnvoll eingerichtet
Stimmt. Und bevor der Mensch 'regulierend' (man denke nur an die Jagd!!) eingriff,
hat sich auch alles von selbst geregelt.
Hier in diesem Fall ist die Löwin die Verliererin - wie sie aber meist die Gewinnerin eines solchen Kampfes ist.
Die Natur erhält von selbst seine Arten, wenn man ihnen den Lebensraum lässt, den sie brauchen.

Danke dir!
Lieben Gruß,
Chavali

Medusa 18.05.2009 18:56

Liebe Chavali,

WO um Forumswillen ist mein Kommentar geblieben, gestern mit viel Herzblut geschrieben! Als Löwe-Geborene MUSS ich auf Dein schönes Gedicht reagieren!

Das Bild der wunderbaren Katzenmutter im Kampf um die Ernährung ihrer Kätzchen hast Du wunderbar und intensiv beschrieben.

Mich stören ein paar Hopser:

Schleichend setzt sie die mächtigen Pranken,
ihren Hals vorgestreckt, die Ohren glatt,
blutrünstig ihre Jagdgedanken, blutdrünstig
denn ihre Kinder sind noch nicht satt.

Dort (Komma) im Grase der trockenen Steppe (Komma)
sieht sie eine Herde Impalas stehn,
spürt den Geruch der tierischen Schleppe:
Auf die Schwachen hat sie es abgesehn.

Sie hebt zum Sprung an, doch kommt sie nicht weit.
Die Gnus, sie setzen sich tapfer zur Wehr,
sind zum Schutze ihrer Nachkommen bereit,
bewahren sie vor dem rohen Verzehr.

Und im verkümmerten Grase schrein
die wenjungen nach rettendem Fraß.
Verhungert, verdurstet gehen sie ein.
Die Geier fressen der Mutter Aas.


Technisch für mein Empfinden nicht gelungen. Du wechselst zwischen betonten und unbetonten Auftakten, vom Daktylus über den Anapäst zum Jambus bzw. zum Trochäus und hast einzig in S1Z1 eine reine weibliche Kadenz; S2Z3 kommt nicht sauber rüber!

Inhaltlich, ich betone das noch einmal, ist Dein Gedicht wundervoll und die Bilder mitreißend, da gibts nichts zu mäkeln!

Schau doch einfach noch mal drüber!

Herzliche Grüße,
Medusa.

Chavali 22.05.2009 23:05

Liebe Medusa,

für die Beantwortung deines Kommentars brauchte ich Zeit.
Nicht so sehr, weil meine Replik jetzt länger werden könnte, sondern vor allem deshalb,
weil ich sprachlos war und auch noch bin.
Zunächst deine Anmerkungen:
Zitat:

Das Bild der wunderbaren Katzenmutter im Kampf um die Ernährung ihrer Kätzchen hast Du wunderbar und intensiv beschrieben.
Das ist der Inhalt des Textes. Freut mich, wenn du ihn als gelungen ansiehst.
Zitat:

blutrünstig ihre Jagdgedanken,
Zitat:

Zitat von Medusa
blutdrünstig


drünstig? Das hab ich ja noch nie gehört. Ich hab jetzt mal nachgeschaut:
Zitat:

Zitat von Wörterbuch
blutrünstig "blutgierig, schauerlich": Die neuhochdeutsche Form hat sich über spätmittelhochdeutsch blutrünstec aus mittelhochdeutsch bluodruns[ic] "blutig wund" entwickelt.

Das dazu. Aber jetzt kommt es:
Zitat:

Technisch für mein Empfinden nicht gelungen. Du wechselst zwischen betonten und unbetonten Auftakten, vom Daktylus über den Anapäst zum Jambus bzw. zum Trochäus und hast einzig in S1Z1 eine reine weibliche Kadenz; S2Z3 kommt nicht sauber rüber!
Medusa, das Gedicht klingt gut, man kommt ohne zu stolpern durch.
Wenn man hier ein 'technisch perfekt' gemachten Text finden will, wird man vergebens schauen.
Ich dichte nicht nach
Zitat:

betonten und unbetonten Auftakten, vom Daktylus über den Anapäst zum Jambus bzw. zum Trochäus
sondern nach Inhalt, Lesbarkeit, Emotion.
Das wechselnde Metrum mit all seinen Facetten hat sich einfach ergeben.
Sicher könnte ich so lange daran feilen, bis alle diese Forderungen nach technischer Perfektion erfüllt worden sind.
Aber ich will das nicht. Nicht hier.
Trotzdem vielen Dank für deine Mühe!
Zitat:

Inhaltlich, ich betone das noch einmal, ist Dein Gedicht wundervoll und die Bilder mitreißend, da gibts nichts zu mäkeln!
Ja, ist denn das nicht das Wichtigste?


Lieben Gruß,
Chavali


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