Gedichte-Eiland

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-   -   Am Wasser meiner Kindheit (http://www.gedichte-eiland.de/showthread.php?t=17010)

Erich Kykal 25.05.2017 10:05

Am Wasser meiner Kindheit
 
Der Tag bewölkte sich beizeiten
und legte graue Spiegelschleier
dem Teiche auf, darin zu gleiten.

So rasch die Wolken oben eilten,
so stille stand die Luft am Weiher -
und keine Wellen, die ihn teilten.

Ich blickte in die Schattentiefen,
sah Unkenlaich und Kröteneier
und ferne Tage, die mich riefen.

Kokochanel 25.05.2017 10:32

wunderbar ausgeführt, der Zufluchtsort eines Kindes mit schwierigem Zuhause.

Stillstand, Wolken, Schleier, aber auch Frieden ( die ungeteilte Wasserfläche.).
Der Stillstand wird am Ende aufgehoben , ein Hoffnungsschimmer für das Kind.
Darum wäre es mir persönlich lieber und würde logischer sein, wenn das Wasser, das ja seine "innere Freiheit" symbolisiert, nichts Negatives hätte.
Das tote Holz und die Kröteneier sind aber negative Bilder, die den Hoffnungsschimmer und Zufluchtsort in seiner Wertigkeit schmälern.
Ich würde dort Seerosen wachsen lassen, deren Blüte ihm lebenslang im Gedächnis bleibt.Nur so ein Gefühl von mir. Es bleibt natürlich dein Gedicht, lieber Erich.
LG von Koko

Erich Kykal 25.05.2017 12:00

Hi Koko!

Seerosen waren für mich als Buben uninteressant, und in allen Teichen, an denen Bäume stehen, haben versunkene Zweige, oft mit Algenbewuchs. Die Schnüre der Kröteneier hängen gern in diesen Zweigen, und für einen Jungen sind die wesentlich verlockender als schöne Blumen - ist nun mal so. ;)

Als Kinder fingen wir alles, was ich dort am und im Wasser regte: Salamander, Molche, Frösche, Unken, Kröten, Blindschleichen, Ringelnattern, Wasserkäfer, Libellenlarven, Kaulquappen usw... - natürlich geschah keinem Tierchen ein Leid! Aber das Belauern und Fangen - das war echte Knabenfreude! :D

Das Gedicht kann man in zweierlei Weise auslegen: so wie du, als Erzählung aus der Sicht des Kindes - oder aus der Sicht eines Erwachsenen, der irgendwann am Wasser stand und sich an seine Kindheit erinnerte.

LG, eKy

juli 26.05.2017 18:43

Hey eKy,

Das erinnert mich an heisse Sommertage. Die Hose wurde hochgekrempelt, oder ich hatte einen Badeanzug an und dann hinein in den kleinen Bach. Stundenlang sind wir Kinder, oder ich alleine, mein Vater hat währendessen gearbeitet, im Bach hin und hergegangen. Wir haben Kaulquappen in Weckgläser gefüllt.( Anschließend wieder frei gelassen), Stichlinge beobachtet, Holzschiffchen gebaut. Deren Wasserennen waren immer spannend! Libellen beobachtet, wunderschöne Insekten, im Flußboden nach besonderen Steinen gesucht. Nass waren sie immer bersonders, trocken fast immer banal. Aber wenn man sie wieder nass machte oder anleckte:o:D:o strahlten sie wie Diamanten. Ich weiß ich übertreibe! Kröteneier! Super! und Froschlaich! Ebenso ein "Glibber" der Leben erschafft.:D

Ich lese dein Gedicht aus der Sicht des Erwachsenen und er schaut zurück.
Auch diese Zeilen sind schlicht aber sie entfachen einen kleinen Film:);):Blume:

Froschlaichige Grüße sy

:Blume::Blume::Blume:

Erich Kykal 26.05.2017 23:11

Hi Sy!

Als ich es schrieb, nahm ich auch diese Position des sich erinnernden Erwachsenen ein. Dreizeilerstrophen (außerhalb von Sonetten) sind bei mir eine absolute Rarität - ich glaube, das ist mein drittes oder viertes Gedicht in dieser Art überhaupt. Verbindendes Element ist hier der strophenübergreifende Reim der Mittelzeile. Das weicht vom klassischen Geflecht des Terzettgedichts ab - aber was soll's.

Es ist wohl eine Art lyrischer Momentaufnahme geworden, der skizzenhafte Steckbrief eines Augenblicks und eine Andeutung des darin aufgekommenen Gefühls.

Auch für mich ist Krötenlaich nicht negativ besetzt, aber dieser weist auf den Frühling als Zeitpunkt des Geschehens - im Sommer sind die Kaulquappen schon lang geschlüpft!

LG, eKy


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