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Wo einst das Meer
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Hi Chavali,
was wär der öde Ort nur ohne Erinnerung? Mein Bruder ist 93 gestorben, ja sehr lange her, und bei allen Menschen die gehen, bleibt die Erinnerung. Mal ist sie bitter, mal ist sie süß und eigentlich immer ist sie bittersüß. Die Hülle ist halt nicht mehr da. Wichtig ist doch, das was bleibt, oder? Kurze Augnblicke, die so intensiv waren, dass man sie eins zu eins noch erleben kann. Ein Witz, eine Berührung, vielleicht ein Kuss oder auch eine Enttäuschung. Ich finde, dass solche Erinnerung rettend sind. Sie bleiben um uns zu helfen und zu trösten und irgendwann flachen sie ab und Wiesen blühen wieder in der Ödniss. Trotzdem verschwinden sie nie ganz. Ich glaube, dass der Tod ein Wandel ist. Aus der Natur kommend, in die Natur steigend. Klar, es wird immer was fehlen - mir fehlt mein Bruder auch. Aber ob er je wollte, dass ich deswegen traurig bin... Irgendwie ist er noch da, egal wohin ich gehe oder falle. Wenn ich mal falle, dann erinnere ich mich und die Ödniss wird bunt. gern gelesen v liebste g ev |
Hi Chavi!
Ein ergreifendes Gedicht, ein rührendes lyrisches Gleichnis. Ich habe mir erlaubt einige Tipps zu geben, vor allem zu Sprachmelodie und -fluss, zu gehobener lyrischer Ausdrucksweise: Wo einst das Meer in Brandung schäumte, liegt tot ein spiegelglatter See, und wo ich zärtlich mit dir träumte, gedeihen weder Gras noch Klee. Als noch die Blumen üppig blühten, war diese Welt ein Paradies. Der Schäfer konnte Schafe hüten, die er versonnen grasen lies. Vorbei nun alles grüne Prangen, die Sonne brennt das Leben fort, und nur mein Weh hält seine Wangen an diesen öden, kargen Ort. S1Z2 - In deiner Version wird nicht herausgearbeitet, dass der See etwas Negatives sein soll, das ende der Bewegtheit des Meeres ist da nicht genug, denn oft genug sind slle Seen spiegelglatt. Daher habe ich mir erlaunt, das "tot" einzufelchten, das dem Bild die nötige Note des Verfalls verleiht. S1Z3 - Das gemeinsprachliche "Da", das bereits Kleinkinder verwenden, wirkt weder gehoben noch lyrisch. Zudem möchte es am Satzbeginn betont sein, klingt hier also eher unnatürlich im Spachfluss. Ein einfaches Komma in der Vorzeile und ein schlichtes "und" als Konnektor passen nach meinem Dafürhalten viel besser an diese Stelle. S1Z4 - Vorschlag für edlere Sprache und weicheren, melodischeren Sprachklang. S2Z2 - Erneute "da"-Vermeidung, das als "da war" noch unlyrischer daherkommt - sorry. S2Z4 - Deine Zeile klingt ziemlich drangepappt um des Reimes willen, und das "Preisen" klingt auch ein wenig zu theatralisch für einen geerdeten Schäfer. ;) S3Z1/Z3 - Leider wieder so ein abrupter - und hier von mir wirklich störend empfundener - Wechsel im Kadenzenschema: Die Strophen davor: wmwm. Hier nun plötzlich: mmmm! Das haut einen ziemlich aus dem Mitwiegen! Daher mein Vorschlag, der das Schema wmwm beibehält. S3Z2 - Unbedingt ein Komma am Ende, denn einen Satz sollte man nur in sehr wenigen passenden Fällen mit "Und ..." beginnen! Hier empfand ich es als unpassend, daher dieser Vorschlag. S3Z4 - Fallanpassung wegen Änderung von Z3. Sehr gern gelesen! :Blume: LG, eKy |
Lieber EV, |
Hi Chavali,
das hätte auch gut zum Monatsthema September gepasst :);) Schönes Gedicht, gefühlvoll. Aber auch die Version von Erich K. gefällt mir. Gruß ww |
Hi Chavi!
Bei mir steht eben die Sprache an erster Stelle, nicht der Inhalt. Ich verstehe schon, dass das andere auch anders sehen dürfen. ;) Ich sehe es so: Ich mache Vorschläge nach "meinem Gusto", wie du sagst, aber was und wieviel der Autor dann davon übernimmt, ist IMMER und grundsätzlich seine/ihre Sache! (Außer es handelt sich um eindeutige Fehler in Rechtschreibung oder Sprachanwendung!) Oft habe ich auch bloß Denkanstöße zu bestimmten Stellen im Sinn, vornehmlich für den Sprachgebrauch bei künftigen Gedichten - mein "Lehrergen" schlägt wieder mal zu. Mir geht es ausschließlich um die lyrische Qualität aus meiner Sicht, nicht um Selbstdarstellung - dafür hab ich ja meine eigenen Gedichte! ;):cool::Aua LG, eKy |
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