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Falderwald 20.06.2009 12:39

Glosse: Der lyrische Kotzbrocken
 
Die Handlungen und Personen sind frei erfunden, jede Ähnlichkeit mit Lebenden oder Verstorbenen wäre rein zufällig und gänzlich unbeabsichtigt.

Glosse: Der lyrische Kotzbrocken

Er dichtet höchstens Paragraphen,
Verordnungen und Regelwerk
und droht mit Rechten und mit Strafen,
der kleinkarierte Wortezwerg.
Ich weiß, was seinen Texten fehlt,
sie sind steril und unbeseelt.

Sein Kopf ist eine Rechtsmaschine,
in seiner Brust schlägt das Kalkül,
sein Werk taugt nur für die Latrine,
Konstrukte bloß, doch kein Gefühl.
Er kann nur überheblich protzen,
wenn ich ihn lese, muss ich kotzen.

Will jemand ihn mal kritisieren,
dann kommt er mit Juristerei,
verbietet ihm das Kommentieren,
doch leider ist die Meinung frei.
Er ist und bleibt, ich mach es kurz,
ein jämmerlicher Trocken(p)furz.


Falderwald
. .. .

R.Haselberger 20.06.2009 13:48

Grüß Gott, Hallo, Oh Falderwald,

perfekt gemalt, geschrieben!
Doch sag, was drängte dich dein Schalk
im Nacken, zu solch Hieben?


Selbst messerscharfe Worte haben Feinde nie vertrieben,
die Emma-Hure sprach zu mir, sie pflegt sie tot zu lieben! :p

Gern gelesen
Gruß R.H.

Chavali 20.06.2009 14:37

Lieber Faldi,

das ist eine ausgezeichnete Beschreibung eines lyrischen Versagers.
Es ist gut nachzuvollziehen, wie wenig Lyrik ein Text enthalten kann.
So etwas mag man nicht lesen. Aber sagen darf man es auch nicht...

Dein handwerklich ausgezeichnetes Gedicht enthält all das, was eine Glosse ausmacht:
Ein kurzer und pointierter, satirischer Meinungsbeitrag zu einer Veröffentlichung,
der sich durch Überspitzung von einem Kommentar unterscheidet.
Brillant gemacht!


Lieben Gruß,
Chavali

Dana 20.06.2009 19:38

Lieber Faldi,
eine Parade für eine Glosse. Bissig, witzig und so nah der Realität.
Diese "drögen, unannahbren und seelenlosen" gibt es in jeder Sparte.
Sie lassen nichts gelten, weil sie sich eine eigene Welt geschaffen haben.
Dagegen wäre auch nichts einzuwenden, wenn sie in dieser blieben.
Der Mensch jedoch braucht Mitmenschen, so auch jene. Sie sind im Grunde nur zu bedauern, aber wehe man hat mit ihnen zu tun und muss gar noch mit ihnen auskommen. Ob Berufsleben, ob Verein oder Kunst - sie bringen einen zur Verzweiflung.
Dein Gedicht lehrt uns eine neue Sichtweise,:D die mir direkt imponiert und hilft.
Mit Humor betrachten, ohne die Wahrheit zu umgehen und l(os)assen.;)


Auch wenn mir diese Sprache nicht so liegt:o - hier ist sie notwendig für einen Befreiungsschlag und gekonnt umgesetzt.

Liebe Grüße
Dana

Medusa 21.06.2009 08:32

Guten Morgen Faldi,

Trockenfurz? Das habe ich ja noch nie gehört! Zum Totlachen ("Furz" übrigens nur mit "f" :p).

Dein Gedicht ist nicht nur zum Lachen, denn Du piekst gekonnt und vor allem bissig all jene Eigenschaften auf, die uns abstoßen und wütend machen (ich ahne, wen Du vor Augen hattest :D).

Kurz und bündig, treffsicher und schön flüssig zu lesen stellst Du uns den lyrischen Kotzbrocken vor. Mir gefällts.

Nur diese Zeile mag ich nicht wirklich. Selbstverständlich weiß ich, wie sie gemeint ist. Vielleicht setzt Du das "leider" in Gänsefüßchen?
doch leider ist die Meinung frei.

Sehr gerne gelesen!
Liebe Sonntagsgrüße,
Medusa.

Feirefiz 21.06.2009 08:54

Lieber Falderwald!

Ich weiß nicht, wen du hier wohl meinen magst, aber ich finde dein Gedicht ebenfalls sehr gut.
Allerdings muss ich mich *leider* Medusens Kritik anschließen:
Das "leider" klingt in meinen Ohren sogar ein bisschen kindisch:
"Wenn du mich noch weiter ärgerst, dann hol ich *leider* meinen großen Bruder und der kann *leider* Karate, du Doofkopp!"
Ja! So haben wir uns damals in der Dritten unterhalten!
Eine Wendung mit "schließlich" gefiele mir besser.

Fielleicht?
Füllselfiz

Helene Harding 21.06.2009 16:03

Lieber Falderwald, Mensch Faldi! Habs vom ersten bis zum letzten Buchstaben schier "gefressen". Was bleibt, ist eine konsequente Ent-Verkryptung mit abendländischem Over-Touch. Spritzigkeit kennt keine Grenzen in einer eloquent-gossigen Niederschrift.
So lebe er denn hoch-tief mit:

Er ist und bleibt, ich mach es kurz,
ein jämmerlicher Trockenpfurz.


Trocken und furzig, oh, bitte, bitte mehr davon, ja?!

alles liebe, Helene

Falderwald 22.06.2009 23:18

Hallo Meister Haselberger,

ja nu, was soll ich sagen?

Zitat:

perfekt gemalt, geschrieben!
Doch sag, was drängte dich dein Schalk
im Nacken, zu solch Hieben?

Selbst messerscharfe Worte haben Feinde nie vertrieben,
die Emma-Hure sprach zu mir, sie pflegt sie tot zu lieben!
Ich musste meinen Schalk nur fragen,
mein Freund, was schlägt dir auf den Magen?
Er sprach, er habe hingeglotzt
und gleich darauf schon hingekotzt.
Sag Emma, daß es solche gibt,
die kriegst du niemals totgeliebt...;)

Ebenfalls gern gelesen...:)


Liebe Chavali,

ich frage mich dann nur, wenn man so etwas nicht lesen mag und das dann noch nicht einmal sagen darf, wofür liest man es dann überhaupt?
Allerdings kommt es natürlich mit darauf an, wie man sein Anliegen vorbringt, nicht wahr? ;)
Ja, diese kleine unlyrische Glosse ist mir irgendwie aus der Feder geflossen.
Manchmal kommt man aber auch auf Ideen...
Danke für das "brilliantene" Lob...:)


Liebe Dana,

ja, solche Menschen triffst du allenthalben an, vor allem auch im Berufsleben, wo sie einem ganz schön zu schaffen machen können.
Wenn solche Leute dann auch noch führende Positionen innehaben, dann gibt es oft für einige andere nichts mehr zu lachen.
Es gibt auch solche Vermieter oder Wohnungsverwalter, die ihre Mieter mit Regeln und Paragraphen unter Druck setzen.
Alles dröge Trocken(p)fürze, die uns Doofen das Leben schwer machen.
Selbstverständlich sind die/wir Künstler davon nicht ausgenommen.
Und da wir ja alle manchmal mies drauf sind, habe ich mir gedacht, warum nicht mal an die eigene Nase fassen und dem lyrischen Kotzbrocken ein Denkmal zu setzen. .. .:)


Liebe Medusa,

ja, *kicher*, diese Diskussion hatten wir schon einmal. Ob Pf oder nur F.
Lass dir gesagt sein, es gibt beide Schreibweisen.
Es existiert sogar eine Seite, die nennt sich www. Pfurz...
Egal, wir wissen was gemeint ist. (Hab einen Kompromiss gefunden...;))
Die aufgezählten Eigenschaften begegnen uns im täglichen Leben ständig.
Vor allem in unserem überbürokratisierten Land, wo es für jeden kleinen Dreck eine Vorschrift oder einen Paragraphen gibt, den ein Kundiger seinen Mitmenschen unter die Nase reiben kann.
Manchmal hat man den Eindruck, solche Gesellen warten geradezu darauf, dir irgend etwas vorwerfen zu können, um sich deiner freien Meinungsäußerung zu entziehen, die dir ja laut Grundgesetz zusteht.
Da machen z.B. Politiker eine Bürgerveranstaltung, um ein größeres Bauprojekt in einem Bezirk vorzustellen, um die Meinung der Anwohner dazu zu hören.
Die Leute äußern ihre Meinung und keiner hört ihnen richtig zu.
Wenn einer dann ganz unbequem wird, dann wird tief in die Rechtsbeugekiste gegriffen und schon ist das Umweltschutzgesetz zu 99% außer Kraft gesetzt, z.B. zugunsten eines Städtebaulichen-Entwicklungsmodels...
Das führt zu weit jetzt.
Zu dem "leider" lies bitte meine Antwort an Feirefiz.
Ob du wirklich ahnst, wen ich hier vor Augen hatte, kann ich nicht beurteilen.
Es gibt tausende solcher Gesellen...:)


Hi Feierfritz,

hast dich ja letzte Zeit ein wenig rar gemacht.
Wenn du dir die Zeit genommen hast, meine vorhergehenden Antworten zu lesen, dann weißt du, daß ich niemand Bestimmtes im Visier hatte.
Es sollte nur anhand eines imaginären Dichters ein betimmtes Bild vermittelt werden, von solchen Typen, die einem das Leben ganz besonders schwer machen.
Ob ich dieses "leider" damals in der dritten Klasse so benutzt habe, kann ich leider nicht mehr genau sagen.
Aber heute verwende ich so etwas viel gezielter und boshafter.
Lest doch einmal zwischen den Zeilen. Was steht da?
Wenn dieser Typus in seinem Tun kritisiert wird, so versucht er es mit irgendwelchen juristischen Tricks und angeblichen Rechten den Kritikausübenden mundtot zu machen.
Doch leider, leider ist die Meinung frei, und deshalb sagt im das LI, was er seiner Meinung nach ist: Ein Trocken(p)furz.
Das kann er nicht verhindern, so einfach ist das.
Schließlich? Ne, das passt echt nicht hinein. Leider - für den Trocken(p)furz...;) :)


Liebe Helene,

ja, das hat dir gefallen, nicht?
So frei von der Leber weg geschrieben und doch tiefgängiger, als im ersten Moment angenommen, kommt die Konklusion ganz tief aus dem Bauch bzw. dem Darm heraus.
Manchmal muss man sich auf dieses Niveau begeben, damit die Frechheit einmal siegt.
Zitat:

Trocken und furzig, oh, bitte, bitte mehr davon, ja?!
Ne, nicht?
Ok, aber nur 'nen Kurzen...

Man frisst sich alles in den Magen,
hat Schoten jeder Art geschluckt,
das kann den Körper wirklich plagen,
kein Wunder, daß der Darm dann zuckt.
Und schließlich gibt's, als Konklusion,
'ne klitzekleine Explosion.

Schluss jetzt...:)


Vielen Dank für eure Kommentare, ich habe mich sehr darüber gefreut...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald

ruhelos 23.06.2009 10:56

hallo falderwald,

dein Gedicht gefällt mir gut. Wie immer perfekt, was Form und Inhalt betrifft. Beim Lesen der Bezeichnung "kleinkarierter Wortezwerg" musste ich schmunzeln. Ja, wer nicht aus dem Herzblut in die Dichtkunst steckt, sollte es lieber lassen.

Gern gelesen und kommentiert.

Viele Grüße
ruhelos

Falderwald 24.06.2009 00:22

Liebe ruhelos,

ich stimme dir vollkommen zu, wenn man dies nun mit dem Bild des Dichters vergleicht.
Herzblut aber haben solche Paragraphenreiter höchstens für ihre drögen Verordnungen.
Reine Hirnkonstrukte und erzwungener Humor treffen selten des Nerv des Lesers, wenn das nötige Gefühl fehlt.
Und wenn das so ist, dann bleiben sie eben was sie sind: Trocken(p)fürze...;)


Danke für deinen Kommentar...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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