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Blaugold 29.09.2009 22:15

Währenddessen
 
Während eine kleine Raupe sich ein Plätzchen sucht,
um sich hurtig zu verpuppen, steigt die Sonne hoch,
bis sie im Zenit steht um die Schatten zu verkürzen.

Einen Augenblick verweilt sie dann im Mittelpunkt.
Diese kurze Zeit lang reicht für eine Seifenblase,
ihre Spannungshaut zu tausend Teilchen aufzulösen.

Innerhalb der Zeit vom kurzen Leben eines Tropfens,
aus dem Fall von Wolken bis zu unsrem Erdengrund,
denke ich, im Geist verschwindend, manchmal an Geburt.



Während aus dem Kokon sich ein Schmetterling entpuppt,
sprenkeln stetig Sonnenflecken auf den Flügelstaub,
bis in allen Seifenblasenregenbogenfarben

langsam eine Schönheit aus dem Augenblick entkommt,
ähnlich wie dem tiefen Meer kristallspektrales Licht.
Wir befürchten währenddessen oft das bisschen Tod.

a.c.larin 01.10.2009 14:11

lieber blaugold,

du hast einen faszinierenden moment im leben von raupe-schmetteriling beschrieben, der wirklich beachtung verdient!
bin gern mit dir in die betrachtung versunken ( obwohl ich mir mit den langen verszeilen persönlich etwas schwertue)

die conclusio wirft einen blickwinkel auf das leben, der umfassende hoffnung zulässt. so etwas gefällt mir immer wieder!

gerne gelesen,
larin

Leier 01.10.2009 17:19

Lieber Blaugold,

ich schließe mich larin an ( aber nicht bei der Länge der Verse) -
es steckt ein tiefes Stück Weisheit in der Betrachtung von Raupe/Schmetterling, Seifenblase und Spektralfarben im Wassertropfen.
Alles ist Wiederkehr... Wir sollten uns dessen öfters besinnen.

Lieben Gruß
von
cyparis

Blaugold 05.10.2009 22:23

Hallo larin, cyparis

Ja, Leben und Sterben, Ordnung und Chaos, Sein und Tod. Allein das andauernd sich Verändernde macht wohl auch Schönheit aus. Und Schönheit ist der Augenblick im Leben, der ohne Furcht Mittelpunkt der gesamten Peripherie im Zeitlichen ist.*

Ich verstehe, was du mit Besinnung meinst, Cyparis.
Doch ist Besinnung nicht oft nur ein herausschauen durch das Fenster eines dunklen Raumes? Und wenn das Fenster wieder geschlossen ist, umgibt den Mensch Finsternis, wie zuvor.
Mit dem Gedicht möchte ich eigentlich auch darauf hinweisen, dass dies alles geschieht auch ohne die Furcht des Menschen vor irgendwas.
Und steht der Mensch mitten in der Wirklichkeit, im Licht der Sonne etc.*(siehe oben) - zu welchem Zweck sollte er sich dann noch (wohin?) besinnen?
Der dunkle Raum und die Furcht sind eins! :)


Blaugold


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