Erleben
Heut hängt ein durstiger Himmel ins Land
und trinkt aus den spiegelnden Flüssen, in denen er glitzernd sein Ebenbild fand, mit gierigen, saugenden Küssen! Heut geht ein widriger Wind durch die Welt, als wollt er die Menschen vertreiben von Orten der Stille, wo keiner ihn hält und niemand ihn einlädt zu bleiben! Heut fallen die Sterne aus samtener Nacht wie Tränen in schäumende Meere, die alle die Leuchttürme aufgebracht umtosen wie tobende Heere! Heut bleib ich in meiner Stube nicht! Heut will ich in alledem wandern! Und werde so groß darin und so schlicht und anders als alle andern! |
Lieber Erich Kykal -
ich probiere das jetzt einmal andersherum: Fehlt nicht hinter dem einlädt ein Komma? Später mehr..... Lieben Gruß von cyparis |
tja, mein lieber,
das ist erschütternd gut, keine frage, da wird sogar mir altem naturskeptiker die natur doch wieder ein ort tiefer wahrheit. besonders bei der ersten und dritten strophe wird mir der mund trocken... das ist wirkliche meisterschaft!! wahre kunst kommt für mich immer aus tiefem leiden... ich verbeuge mich, liebe grüße norbert |
Hi, cypi!
Nein, Komma muss dort meines Wissens nicht sein, aber man KÖNNTE eines setzen, denke ich, wenn man denn wollte. Will ich aber nicht. Hi, nordbert! Das mit den schäumenden Meeren muss ja irgendwo in deiner Nähe sein - ich konnte da nur mit der Fantasie zugreifen. Vielen, vielen, vielen usw...Dank für deinen so oppulent lobenden Beitrag! Von einem, von dem man weiß, dass er Schönes erkennt und selbst erschafft, hört man solches immer "gerner"! LG, eKy |
Hallo Erich, du bist wirklich anders als die anderen, wenn du den Regen nach oben fliegen siehst, aufgesaugt vom durstigen Himmel.
Zitat:
Wunderbares Thema, wunderbare Sprache, bin sehr erbaut Gruß Archimedes ... der seine Kreise zu Wasser lässt Das Meer ist ein so seltsam Ding. Mal ist es glatt wie Spiegelglas, mal stürmt es los, wie weis nicht was, es übern Jordan ging. Jetzt wütet es mit Schaum vorm Mund, schlägt alles heftig kurz und klein. Dann lässt es sich aufs Wiegen ein der Jungfrau Kind am Grund. Und dennoch ist es vielen Freund, gibt Nahrung ihnen und den Halt. Obwohl es manchmal eisig kalt im Tidenhub durchs Priel-Watt streunt. Du liebes Meer, sei doch mal schlau, nicht Dienerin von Mond und Wind. Dann kannst du frei für jedes Kind der Spielplatz sein, marineblau. |
Hi, archi!;)
Mit dem durstigen Himmel, der aus Flüssen trinkt, ist eigentlich ein sehr heißer Tag umschrieben, der das wasser verdunsten läßt. Aber deine Lesart mit dem Regen gefällt mir auch sehr gut. Auf solche Hitze folgen allerdings eher Sturm - widriger Wind - und Unwetter, wie in den Folgestrophen beschrieben. Um die letzte Strophe zu klären: Die Meere sind schäumend, aufgebracht UND umtosen die Leuchttürme (wie tobende Heere). Vielen Dank für deinen wohlwollenden Beitrag. Du scheinst dich ja zu einem richtigen Fan zu entwickeln. Das schmeichelt mir und erschreckt mich gleichermaßen ein wenig, weil so ungewohnt. Immer wieder genossen: Deine offenbar durch mich inspirierten Zusatzgedichte! Wie gesagt, solches ist eines Dichters höchstes Lob! Vielen Dank dafür. LG, eKy |
Hallo Erich, Fan, so bedingungslos würde ich es nicht sehen, aber cyparis und du, ihr sei im Augenblick meine Inspirateure, und das mit großem Vergnügen.
Gruß Archimedes ...der aus den Dichterkreisen schöpft |
Freundlich-dankbarer Verbeuger!
LG, eKy |
Hallo Erich,
auch von mir bekommst Du für dieses Werk ausschließlich anerkennende Worte - dies ist die Art von Lyrik, die ich in Foren lange Zeit vergeblich gesucht habe. Du malst innovative Bilder, die mir ausnehmend gut gefallen und meinen Synapsen kleine Orgasmen bescheren;) In S4 kam mir das Metrum minimal unrein vor - bei Dir gehe ich allerdings davon aus, dass es bewusst so gesetzt ist; warum, kannst Du mir gerne mitteilen, bin interessiert! Ansonsten finde ich die Anapher (mir fällt der treffendere Fachbegriff gerade nicht ein:rolleyes: ) in S4 sehr gekonnt gesetzt - rundet das Gedicht wundervoll ab. Chapeau! Liebe Grüße Feingeist |
Hi, Feingeist!
Die "Unreinheit" der letzten Str. ist - wie du mir zutrautest (danke) - bewußt gesetzt, um die Conclusio zu betonen. Allerdings gestehe ich freimütig, nicht zu wissen, was eine Anapher ist, und für Wikipedia bin ich zu faul (=bin ein Computeridiot! Kann Forensurfen nur, weil's mir jemand gezeigt hat). Vielleicht klärst du mich mal auf, wenn du dich pädagogisch berufen fühlst. (Schmunzel...) Zudem bin ich intuitiver Schreiberling. So'n Gedicht dauert maximal eine halbe Stunde, nur an Details wird dann noch gefeilt. Hab's nie gelernt oder bin in Fachtermini zur Materie beschlagen. Solcher Lapsus ficht mich allerdings nicht an - ich geb dennoch irgendwie hier meinen Senf dazu. Deine Sig. erwähnt Rilke - die Flamingos aus "Neue Gedichte". Rilke ist mein erklärter Liebling, mein Leitstern, mein unerreichbares Vorbild! Meines bescheidenen Erachtens hat niemals vor ihm oder seither je wieder eine solch perfekte Lyrik geschaffen: Unerreicht in Sprachgebrauch, Wortmelodie, Satzfindung, Stil und Reimen! Sei's drum, dass manche mich einen ewigen Epigonen schimpfen! Ich bin stolz darauf, diesem Genie nacheifern zu dürfen, das sich doch tatsächlich selbst immer als "einen verzweifelt Ringenden in Sachen Lyrik" bezeichnet hat! Meine Lieblingsgedichte: Römische Fontäne, Der Schwan, Die Gazelle, Sonett XXIX aus "Sonette an Orpheus, Teil II", Zwischen Tag und Traum, Der Pavillon, Der Apfelgarten, Der Fremde, Der Ball, Die Heilige, Kindheit, Herbsttag, Herbst, Der Abend ist mein Buch..., Einsamkeit, Der blinde Knabe, Abendläuten,...und viele, viele andere. Ich bin kein gläubiger Mensch, aber selbst seine inbrünstig religiösen Texte weiß ich ob ihrer sprachlichen Schönheit und Unmittelbarkeit zu genießen! Ich selbst habe auch schon (4) bescheidene Büchlein geschrieben und arbeite grade am 5., aber Rilke...ach es tut so weh zu wissen, dass man nie SO groß sein KANN! Und dennoch - keinen Augenblick wollte ich SEINE Größe in meinem Leben missen!!! Ich glaube in dir jemanden gefunden zu haben, der dies verstehen kann! LG, eKy |
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