Goldblatt
 

Im Buschgezweig, schon nackt und winterkahl,
Hängt einsam noch ein letztes Haselblatt.
Verloren hat es längst sein Sommersatt.
Doch heute zeigt es wohl ein letztes Mal
Welch Sinn die Herbstnatur für Schönheit hat.

Ein Strahl der Morgensonne voller Kraft
Weist augbeglückend sich als Alchimist.
Er färbt das Gelb im fahlen Blattgerüst
Zu reinem Gold und lehrt uns zauberhaft,
Dass Alter nicht des Glanzes Ende ist.

Hallo Ibrahim,

danke, dass du (mir) den Morgen mit einem so gut gelungenen Gedicht versüßt!

Formal astrein, will ich meinen. Und inhaltlich ebenfalls gut gelungen. Eine gute Conclusio, die sowohl auf Pflanzen, als auch auf Menschen passt. Ein schönes Sinnbild hast du da gezeichnet. Toll! :)

LG,
Abraxas

Herzlichen Dank
 

Abraxas und Chavali.
ich habe dieses Blatt tatsächlich einsam und verlassen hängen gesehen und da habe ich mir so meine Gedanken gemacht. LG Ingo

Lieber Ibrahim,
das nehme ich dir ohne jede Nachfrage ab, dass du dieses Goldblatt gesehen hast. Nicht nur das, du hast das Bild und Empfinden mit uns nun geteilt.:)
In wunderschöner Lyrik.

Brombeersträucher halten ihre Blätter ziemlich lange fest (zumindest hier bei uns). Sie bleiben auch lange grün.
Im Januar ging ich einmal bei starkem Wind und Sonnenschein spazieren. Der Wind schlug die Blätter um, die von der Innenseite weiß sind. Von Ferne sah es aus, als würde der Strauch weiße Blüten tragen.

Ein schönes "Trostgedicht" ist es auch.;)

Liebe Grüße
Dana

Lieber Ibrahim,

das Gedicht macht mich mit seiner Schönheit sowohl trunken als auch todtraurig:

Wo ich wohne, wurden Hecken, Sträucher und Bäume (unsere Lebensretter!) gnadenlos entfernt.
Wie weit muß ich jetzt gehen, um ein Goldblatt zu finden!

Schmerzliche Grüße
von
cyparis


(immer wieder von der Schönheit Deiner Strophen beglückt)

Hallo Dana und cyparis!
 

Ich danke Euch für die wohlwollenden Kommentare. Freut mich, wenn Ihr die Stimmung mitfühlen konntet. LG Ingo

Hallo Ibrahim,

auch ich danke dafür, dass du diesen Moment so vorzüglich eingefangen hast.

Eine einzige Anmerkung habe ich:

Hast du vor dem "Weist" metrisch dazu gezwungen, das "er" weggelassen? Wenn ja, würde ich weist vielleicht austauschen, denn so ergibt sich ein falscher Kontext.

Gern gelesen.

Gruß
von
Quicksilver

Lieber Ibrahim,

das letzte Haselblatt ist hier schon abgefallen, die Sonne zeigt sich auch nicht mehr. Gern wäre ich auf die Suche nach dem goldenen Gitternetz gegangen, nüscht is mehr :mad:.

Schön und stimmungsvoll hast Du das letzte Blättchen in Szene gesetzt und eine überraschende Pointe gefunden.

Sehr gerne gelesen.
Herzliche Grüße ins sicher verschneite Puch aus dem grauen, tristen und kalten Berlin,
Medusa.

(Das Foto kommt noch, es ist nicht vergessen!)