Gedichte-Eiland

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Archimedes 01.02.2010 00:10

Schriftsteller - Wahn
 
O schöne Frau, der meine Glut
geschenkt ward in so mancher Nacht.
Wie kann ich es so recht verstehen,
dass du, nach all der Liebe Wehen,
dem Sohn jetzt gabst die Hand. Das macht
in mir Empörung, Angst und Wut.

O lieber Freund, du bist schon tot;
in Krakau wir zur Schule gingen.
Mit deiner starken Kraft der Sprache
gelangt aus deines Blutes Lache
der Ruhm zu mir mit allen Dingen
und Reichtum ein, der sich so bot.

O schnöde Tat, Erpressung heißt
die Forderung, die mich nun traf.
Ein Bild verriet das heimlich Lieben;
kein Geld, kein Frohsinn ward geblieben.
Verleumdung raubte fies den Schlaf,
kein Aufsatz mehr mich Künstler preist.

O du, mein Leben, du gemeines,
(da ich verlor Weib, Haus und Sohn;
gestohlen ist mir nun der Ruhm ),
verschonst es nicht, als Eigentum
der Rache, die dir blüht als Lohn,
o schöne Frau, du Tochter meines Freundes.

Dana 01.02.2010 09:27

Lieber Archi,
das könnte ebenso fein in Humor (Satire) stehen.
Diesem guten, ruhmreichen Menschen hier ist nur Unrecht widerfahren.
Man nahm ihm alles, was er sich "schwer und ehrlich erarbeitet" hat.:cool:
Nun steht er da, von "Gott und Welt" verlassen und kann sich nur noch eines leisten: Den erfahrenen Schmerz aus der Seele dichten.
Gar nicht so unreal - und gut vorgeführt.;)

Liebe Grüße
Dana

Archimedes 01.02.2010 17:46

Liebe Dana, ich habe es geahnt, dass es für den Leser schwere Kost sein würde. Einmal das ungewohnte, doppelt umarmende Reimshema, welches wohl nicht so gelungen ist, da die letzte Zeile einer Strophe doch zur ersten ihren Bezug verliert. Zum anderen der komplizierte Inhalt. Im ganzen handelt es sich um einen lang geplanten Racheakt, an dem gar nicht guten Schriftsteller. Denn der hatte (2. Stophe) seinen besten Freund hintergangen und dessen Erstlingswerk als sein eigenes ausgegeben. Offen wird hier gelassen, ob er den Freund auch noch ermordete oder jener Selbstmord beging.

Die anderen drei Strohen sind die Etappen der Rache der "schönen Frau". Jedenfalls fiel es mir nicht leicht, eine so komplizierte Geschichte in vier Strophen zu gießen.

Liebe Dana, wenn du in deinem Kommentar alles ironisch gemeint hast, hast du es genau getroffen. Danke fürs vorbeischauen und komentieren
Gruß Archimedes ...der mit den Rächerkreisen

Chavali 01.02.2010 18:27

Hallo Archi,

dieses Gedicht musste ich mehrmals lesen und nur durch deine Erklärung ist mir klar geworden,
dass hier ein Racheakt gemeint ist.
Ich dachte erst, dieser Schriftsteller fantasiert und jammert nur über seine Verluste ohne konkreten Bezug :o

Dein gewähltes Reimschema ist nicht leicht durchzuhalten.
Dass es dir dennoch recht gut gelungen ist, spricht für deine Schreiberfahrung.

Mir gefällt gut, was ich hier gelesen habe.
Lediglich diese Zeile
Zitat:

O lieber Freund, du nicht mehr bist;
geht eigentlich so gar nicht, weil hier der Satzbau völlig verdreht ist
und außerdem der Bezug auf Freund fehlt.
Hier scheint mir die Wortwahl doch sehr dem Reim geschuldet.

Trotzdem sehr gern gelesen und in deinen Kreisen wohl gefühlt ;)

Lieben Gruß,
Chavali

Dana 01.02.2010 18:57

Nur ganz schnell und kurz:;)

Ich habe schon verstanden - darum der ironische Kommentar.

Allerdings nicht einen durchgehenden Racheakt, sondern dass ihm, dem Betroffenen zu recht Unrecht geschehen ist.
Alles was er tat, ist ihm in fast gleicher Weise widerfahren.

Dafür aber jetzt - und immer noch für "gut" gestempelt.

Liebe Grüße
Dana

Archimedes 04.02.2010 16:41

Liebe Chavali, erst mal Danke für die Anerkennung. "o lieber Freund, du nicht mehr bist" war schon eine Verlegenheitslösung. Es ist erstaunlich, woe die Bemängelung von anderen noch zusätzlich anspornt, es doch besser zu machen. Ich habe geändert, dafür auch meinen Dank.

Liebe Dana, entschuldige, dass ich dir den großen Durchblick nicht gleich zugetraut habe. Dafür meine Hochachtung. Außerdem meinen Dank für die Stempelung.

Liebe Grüße euch beiden
Archimedes ...der mit den ironischen Kreisen


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