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Es treibt mich auf die Straße in die Sonne
Es treibt mich auf die Straße in die Sonne:
Der erste satte Strahl fällt aufs Gesicht. Dem Winter droht der Tod. Vielleicht auch nicht. Voll Übermut kick ich die Streusalztonne In eine dunkle Ecke. Jetzt ist Schicht Mit Eis und Schnee, jetzt kommen Frühjahrswonnen. Das Leben hat erneut die Schlacht gewonnen. Das Kalte geht. Die Lust wird Bürgerpflicht. Ich kann das Neue fühlen, spüren, riechen. Der Wind ist nicht mehr scharf, nein, zart und lind. Die Welt hört endlich auf, dahinzusiechen. Ich freu mich wie ein ungestümes Kind Und möchte in die Krokusblüten kriechen, Die aus dem Nichts hervorgebrochen sind. |
hallo walther,
ich fange mal von hinten an: die letzten beiden zeilen haben es mir sehr angetan! (sowohl das "hervorbrechen" aus dem nichts als auch das "hineinkriechen wollen" treffen genau meine stimmung um diese jahreszeit - schade, solche riesenkrokusse gibts leider noch nicht) im letzten terzett, Z1 hast was vergessen: wie ein ungestümes kind... formal ist das sonett wohl ganz richtig, eine sache fällt mir dazu stilistisch noch auf: es gibt da sehr viele zeilen, die mit artikel + nomen beginnen: Das Leben... Das Kalte.... Der Wind... Die Welt.... Ich frage mich , ob da nicht durch satzumstellungen noch was rauszuholen wäre ( damit es weniger aufzählend wirkt) Vielleicht so: Das Leben hat erneut die Schlacht gewonnen und Kaltes geht. Oder so: Nun hör ich endlich auf, dahinzusiechen.... In mir erwacht ein ungestümes Kind, das möchte in die Krokusblüten kriechen. Wär vielleicht auch logischer, im ganzen gedicht beim "ich" zu bleiben - und nicht zwischen "ich" und "man" hin-und herzuwechseln. im streusalztonnen kicken würd ich mich auch gerne mal versuchen! welch spitzbübische idee! den ausdruck "jetzt ist schicht" kenn ich nicht - bei uns würde das "schichtwechsel" heißen. so, nun hab ich tatsächlich kreuz und quer durchs gedicht kommentiert, entschuldige bitte, aber das macht wohl auch der frü- hü -hü-ling bei mir.... genau so umtriebig,;) larin |
Lb. larin,
dank Deines Hinweises habe ich das 2. Terzett geändert. Es hört sich so in der Tat besser an. Bei den anderen Hinweise tue ich mich schon schwerer. Warum? Meine Gedichte sind immer auch für das Vortragen geschrieben, also für das Deklamieren. Ändert man die Satzstellung, gehen wir von der gesprochenen in die Schriftsprache über. Das mag sich vielleicht prosaischer leise lesen lassen, aber wie hört es sich auch besser an? Ich habe da so meine leisen Zweifel, und da ich schon oft vor Publikum gelesen habe, habe ich dafür inzwischen wenigstens ein gewisses Gefühl, wie ich meine (oder besser: hoffe?). Dichtung, da sie immer vorgetragen werden will, muß Drive und Speed haben. Ich meine, meine Fassung hat genau das. Aber das ist in der Tat Geschmacksache, und man selbst ist bei sich bekanntlich ein eher schlechter, ungeeigneter Kritiker. Nichts desto trotz: ;) Ich warte noch ein wenig ab, ob sich eine weitere Stimme findet, die in Deine Richtung geht. Vielen Dank für Dein Verständnis dafür. Alle Gute für Dich und lieber Gruß W. |
Lieber Walther,
deine Sonette bekommen nach und nach "Magnetkraft" - dieses ist direkt ansteckend für eine ungestüme Stimmung. Mir gefällt deine Frühlingsfreude ungemein. Normalerweise bewundere ich gekonnte Zeilenbrüche - hier aber finde ich die "freudvolle Aufzählung" passender. Man fühlt, wie das neu Erwachte mit dem Autor durchgeht.:) Die Schlussfolgerung kann schöner nicht sein. Liebe Grüße Dana |
hallo walther,
wie schön mal wieder ein Sonett zu lesen. In deinem Gedicht beschreibst du bildreich das hoffentlich baldige Ende des Winters und die Sehnsucht auf den nah bevorstehenden Frühling, der schon seine ersten Boten sendet. Auch ich habe schon den Krokus entdeckt. Leider sieht er ziemlich verfroren aus. Kein Wunder nach nur wenigen wärmeren Tagen ist der Frost zurückgekehrt. Dein Sonett findet mein Gefallen. Nur habe ich persönlich den Eindruck, das These und Antithese nicht ganz klar zu erkennen sind. In beiden Quartetten sehe ich die Beschreibung des vielleicht gehenden Winters. Vielleicht könnte man im ersten Quartett den sich ankündigenden Frühling mehr hervorheben und im 2. Quartett allein beschreiben wie der Winter geht. Die Synthese wiederum finde ich gelungen. Gern gelesen. Viele Grüße ruhelos |
Lb ruhelos,
bei Natursonetten gehe ich den Weg des Dialogischen. Das Thetisch-Antithetische ist schwerer herauszuarbeiten, wiewohl es doch erkennbar ist. Im ersten Quartett werden die Wintersymbole evoziert. Es wird der Zweifel formuliert, ob der Winter wirklich schon geschlagen ist. Im zweiten Quartett wird nur noch der Frühling besungen, die Zweifel sind weg, die Streusalztonne ist in der dunklen Ecke. Vielen Dank für Deinen Eintrag und Deinen Hinweis, den ich sicherlich in Zukunft wieder mehr beachten werde. LG W. |
Lieber Walther.
Sonette haben es mir angetan. Dein Sonett gefällt mir sehr gut. Dein Humor..Voll Übermut kick ich die Streusalztonne zeigt pure Lebensfreude. Dieses ungestüme Kind kann ich fast sehen, so greifbar ist es. Das zweite Terzett ist ein wunderbarer Abschluss der mir auch von den Reimen sehr gut gefällt! Mit viel Spaß gelesen Lena :) |
Lb. Lena,
Deinen Eintrag habe ich sehr dankbar gelesen. Meine Gedichtversuche sollen in der Sprache möglichst einfach und melodisch klingen. Hier sollte die kindliche Freude, die die ersten warmen Tage in uns nach einen solchen Winter auslösen, in Worte gefaßt werden, denen man die Arbeit an ihnen nicht ansieht. Wenn das gelungen sein sollte, ist das für den Autor ein großes Kompliment, der sich artig und bescheiden verneigt. LG W. |
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