Gedichte-Eiland

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Walther 06.03.2010 10:49

Schneeflöckchen - Weißröckchen
 
Schneeflöckchen - Weißröckchen


Es tanzen Flocken durch den kalten Wind,
Sie wirbeln sich im Kreis, als gäb’s kein Morgen:
Man möchte sich von ihnen Leichtsinn borgen
Und fröhlich sein, so wie als kleines Kind.

So fallen sie, des Winters zarte Boten,
So schön, so weiß, als gäb’ es keinen Tod.
Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,
Was wir zu wissen uns doch selbst verboten.

Man schaut von innen auf das wilde Treiben,
Wenn’s weiter friert, dann stirbt sich’s in der Stadt,
In Ecken, wo die Ausgegrenzten bleiben,

Die unser Leben ausgeworfen hat.
Die Wärme drinnen endet an den Scheiben:
Dort wird man mit- und aneinander satt.

Blaugold 06.03.2010 15:41

Hallo Walther

Dein Sonett gefällt mir schon ganz gut, bis auf den Titel. Der klingt für mich wie die Überschrift eines Kindergedichtes. Doch ist inhaltlich ist dein Werk eher besinnlich und weniger niedlich. Obwohl natürlich das Weißröckchen schon das Darunter zu verbergen in der Lage ist und so ein Bezug zu Z3 in S2 herstellt (Sie decken ab, was unsern Blick bedroht,) ;)

In der ersten Zeile frage ich mich, ob die Schneeflocken um den Wind tanzen, anstatt mit dem Wind. Ungewöhnlich.

Im Allgemeinen steckt im Text meiner Ansicht nach viel subjektive Wertung und Gesellschaftliches. das ist schon ok, doch als Naturgedicht wünsche ich mir inhaltlich im Grunde mehr Beschreibendes, vielleicht noch Emotionen und Impressionen des Schauenden, so wie du dies in der ersten beiden Strophen anbietest.
Das ist aber sicher Geschmackssache. :)

Blaugold

Chavali 06.03.2010 16:40

Lieber Walther,

mir gefällt der Titel dazu ausnehmend gut.
Das ist ja das Paradestückcken:
Man denkt an eine rührselige Geschichte um eine tanzende Schneeflocke und wird mit den Beschreibungen um das
nicht enden wollende Winterwetter mit der knallharten Wirklichkeit derer, die mit dem Klima zu kämpfen haben, konfrontiert.

Das hätte auch gut und gern in 'Gesellschaftliches' stehen können.
Nun gut, im Vordergrund steht die Natur, der Schnee, der Winter.
Aber es wird auch deutlich, dass mancher schöne Schein viele Widrigkeiten des Lebens verdecken kann.

Formell ist es ein gelungenes Sonett.
Wieso sieht das bei dir alles so leicht aus:
Ich habe einige Probleme damit, selbst eins zu verfassen.
Zitat:

Es tanzen Flocken um den kalten Wind,
In dieser Zeile hätte ich, wie Blaugold, auch lieber mit dem Wind gesehen - es ist einfach logischer.


Lobende Grüße,
Chavali

Walther 06.03.2010 18:49

Lb. Blaugold,

danke für Deinen Eintrag. Ich schreibe gerne, nicht nur als Sonett, sog. "vergiftete" Naturgedichte. Wenn die heile Welt zu heile wirkt, also zuviel Biedermeier die Schönheit quasi überzeichnet, regen sich bei mir die Nackenhaare. Dann bricht das Gedicht in die andere Richtung aus.

Hier liegt das Gedicht genau in der Mitte zwischen Natur und Gesellschaftlichem. Daher dachte ich, dann packe es in diese Rubrik, vielleicht ist die gewünschte Wirkung dort am besten.

LG W.

Lb. Chavali,

mein Streben ist es, die Gedichte so erscheinen zu lassen, als seien sie fluffig und locker leicht. Man soll ihnen die Arbeit nicht ansehen, die in ihnen steckt. Das gelingt nicht immer, und es freut mich, wenn dieses Bemühen erkannt wird.

Kunst, besonders Sprachkunst, soll "genießbar" sein. Sie muß das in diesen schnellen Zeiten umso mehr, sonst wird sie gar nicht wahrgenommen. Wozu schreiben wir? Damit wir gelesen und verstanden werden, nicht wahr? Sollte man das dem Leser zu schwer machen? Es muß vielmehr nach leichter Hand aussehen, damit es rutscht, so sehe ich das. Aber vielleicht ist das ja falsch.

Deinen Hinweis habe ich aufgenommen und das "um" durch das doppeldeutig "durch" ersetzt. Das kommt beiden entgegen, dem "mit" und dem "um", das dort bewußt gewählt wurde, weil das "mit" so abgenützt wirkt.

Danke und Gruß

W.


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