Gedichte-Eiland

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Walther 03.02.2011 21:03

Ich spreche leise Worte in den Wind
 
Ich spreche leise Worte in den Wind.
Er trägt sie in die Weiten, bläst durch Blätter,
Durch Häuserschluchten: Niemand kommt als Retter.
Sie reisen zeitlos, suchen Dich, mein Kind.

Sie wollen Dir viel sagen; alle Wetter,
Die Sonne, bleichen, die gesprochen sind,
Um Dich zu heilen, die ich, taub und blind,
Von mir vertrieb. Kein Brüllen, kein Geschmetter,

Nicht Zorn und Wut sind’s, die sie bringen,
Sie sollen, was verloren ist, bezwingen,
Sie bitten, dass Du mir vergibst. Verzeih!

Das rufen sie Dir zu. Es ist ein Flehen:
Ich kann, ich will, ich muss Dich wieder sehen,
Erst wenn Du wieder nah bist, bin ich frei!

Chavali 03.05.2011 22:06

Lieber Walther,


mir unverständlich, wie bei einigen deiner Texte, dass hier kein Kommentar, kein Leserecho kam.
So ein wundervolles Gedicht, das vom Schmerz des Vaters (wahlweise) um das verlorene Kind zeugt.
Im Streit vielleicht getrennt, gegangen, um nie mehr zurückzukehren.
Deutlich die Schuld des Vaters, der um Verzeihung bittet, ja geradezu fleht.
Das ist meine Interpretation deiner Zeilen.

Ein gelungenes Sonett von der Form her, aber auch der Inhalt spricht mich sehr an.

So einige Texte werden kommentiert, bei denen man oft nicht weiß, was sie bedeuten sollen.
Aber solche Perlen wie hier bleiben unbeantwortet.

Gut, dass ich gegraben habe.


Lieben Gruß,
Chavali

Walther 09.05.2011 20:09

Lb. Chavali,

danke für Deinen Kommentar. In der Tat kann und darf der Text so gelesen werden:
Zitat:

Deutlich die Schuld des Vaters, der um Verzeihung bittet, ja geradezu fleht. Das ist meine Interpretation deiner Zeilen.
Das ist die Tragik manchen Generationskonflikts in Familien.

Nun mag der Text einfach zu schwermütig sein oder der Autor zu wenig als Kommentator unterwegs. Sei es, wie es sei.

Nachmals lieben Dank und besten Gruß W.

Blaugold 09.05.2011 22:37

Hallo Walther

Es ist eher nicht so leicht zugänglich und gerade deshalb sollte ein Leser, also auch ich, in den Text "hineingehen". Da ist dann ein bißchen Interesse vonnöten und natürlich Muse. Doch wirklich ganz verstehe ich den Text nicht. Es scheint ein Moment voller leidvoller Erinnerungen des LI zu sein, ein Hoffen, dass ein verlorenes Kind zurückfinden möge und verzeihen kann!
Das LI ist gefangen in Selbstvorwürfen und Schuldeinsichten und erst wieder frei davon, wenn das angesprochene Kind wieder nah/da ist.
Formal ist es ein prima Sonett. Manche inhaltlichen Andeutungen geben mir Rätsel auf, vor allem das zwischen zwei Kommas gezwängte "bleichen" in Z2 der 2. Strophe.
Es ist ein sehr melancholisches Gedicht, vielleicht ein wenig kompliziert formuliert, doch im Gesamten gefällt es mir gut.

Blaugold

Walther 14.05.2011 18:10

Lb. Blaugold,

dieses Sonett ist bewußt im Ungefähren gehalten. Es soll dem Leser erlauben, die belassenen Zwischenräume mit eigenen Gedanken, Erinnerungen und Gefühlren zu füllen, um das Gedicht in sich zu vervollkommnen.

Das "bleichen" bezieht sich auf die Worte, "die gesprochen sind".

Danke für Deinen nachdenklichen Eintrag und Deinen Hinweis. Ich werde mich bemühen, in Zukunft wieder etwas einfacher zu formulieren.

LG W.

Mike_S 14.05.2011 20:48

Mein lieber Walther,
ein traumhaftes Gedicht. Wundervolle Metaphern, die Worte greifen ineinander und klingen für sich alleine bereits schön, doch durch diese Komposition veredelst Du die deutsche Sprache.

Ich danke Dir sehr für Deinen Gedichtbeitrag.

Beste Grüße
Mike S

Walther 23.05.2011 18:57

Hi Mike_S,

da oft auf Geschäftsreise heute erst meine Rückmeldung. Vielen Dank für Deine lobende Erwähnung. Dieser Text hat sehr unterschiedliche Reaktionen in unterschiedlichen Umgebungen ausgelöst.

Alles Gute für Dich, besonders für das Schreiben!

LG W.


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