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Stille erwandert
Stille erwandert
Es war ein Weg, es war ein Steg, die Brücke, Die einen weiten Bogen spannte, hing An Seilen. Stille. Da! Ein Schmetterling Entfaltet seine Flügel: Ich zerpflücke Mein Schicksal, das ich in die Wälder sing, Die an den Hängen lehnen. Ich ersticke An Tränen, die ich meinen Träumen schicke, Als ich den letzten, dunklen Berg bezwing. Hier stehe ich, wo viele vor mir standen, Und sehe Wipfel an die Gipfel branden: Sie tragen ihre Höhe als Tonsur. Die Hoffnung kam mir mit der Zeit abhanden, Wie alle Jahre in der Hast verschwanden: Was bleibt von mir zurück? Wer bin ich nur? |
Hallo, Walther:),
ich muss zugeben, dieses Mal habe ich "Schwierigkeiten" mit deinem Gedicht. :o Es beginnt mit dem Titel: "Stille erwandert". Die Conclusio deines Gedichts lässt das LyrIch voller Fragen "zurück". Nach der "Reise in die Innenwelt" hinterfragt es sich selbst und sein Leben. "Stille" kann ich damit nicht wirklich in einen stabilen Bezugsrahmen setzen. Für eine Erklärung wäre ich dankbar, denn für mich würde (inhaltsbezogen) "Stille" entweder für das Erreichen eines Zustands "innerer Ruhe" oder für ein "Verstummen" aus (beispielsweise) der "inneren Resignation" heraus stehen ... Mein zweites Problem liegt im "zeitlichen Rahmen". Hier wechseln (für mich) Vergangenheit und Gegenwart zu oft "hin und her". Vom zeitlichen Zusammenhang her fehlt mir die "Zeitlinie", die mich durch die Wahrnehmungs- und Gedankenwelt führt. Strophe 1 beginnt in der Vergangenheit, geht dann in die Gegenwart über; Strophe 2 bleibt, ebenso wie Strophe 3, im Präsens. Dann, in Strophe 4, erneut Präteritum, wobei allerdings Vers 4 erneut in die Gegenwart wechselt. Tut mir leid, aber ich verliere dabei den "roten Zeitfaden". Ich hoffe, du bist nicht gekränkt, ich beschreibe nur, wie es auf mich wirkt. Das betrifft auch das "Als" in Strophe 2, Vers 4 - hier schreibst du "bezwing", aber dort sollte eigentlich (meiner Meinung nach) "Als ich ... bezwang" stehen - womit dort wieder ins Präteritum "übergewechselt" würde. :confused: Das macht für mich den "Zeitrahmen" etwas verwirrend, da durch die "zeitliche Unruhe" ein Widerspruch zur "Stille" entsteht, ich hoffe, ich kann verdeutlichen, was ich damit meine. Ich möchte aber auf keinen Fall sagen, dass es schlecht geschrieben ist! Außerdem bist du ein bisschen selbst schuld an meinen "Ansprüchen": Dieses Gedicht ist einfach nicht so gut, wie ich glaube, dass du kannst ... ;):) Der Inhalt an sich sagt mir zu, meine Schwierigkeiten bestehen nur aufgrund der strukturellen Umsetzung. Zitat:
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These, Antithese (hier Ergänzung) und Synthese finde ich sehr stimmig und hier ist auch der "rote Faden" einwandfrei vorhanden. :) Also: Das Sonett gefällt mir sehr gut (sonst würde ich hier keinen "Roman" verzapfen), der Inhalt ebenso wie Metrum und Form. Nur die "Zeitsprünge" bringen mich durcheinander. Soll damit auf die innere Zerrissenheit bzw. Verwirrung des LyrIchs hingewiesen werden, dann finde ich das (leider) nicht wirklich gelungen. Kurz und gut: Hier bin ich die "Verwirrte". :confused: Zum Schluss möchte ich nur sagen: Das sind alles nur meine ureigensten Gedanken und Eindrücke! Ich kann mich ja auch vollkommen irren. :o Sehr gerne gelesen - und "zerpflückt".:D Liebe Grüße Stimme der Zeit |
Hallo Stimme der Zeit,
zuerst, offtopic, herzlichen Glückwunsch zu Deiner neuen Aufgabe hier. Ich wünsche Dir viel Erfolg und danke Dir, daß Du diese wichtige Aufgabe übernommen hast. Ich bitte vielmals um Entschuldigung, daß ich mich erst jetzt melde, aber ich war sehr viel unterwegs die letzten Wochen. Im Folgenden versuche ich auf Deine ausführliche Kritik in der dafür erforderlichen Form einzugehen. Wie Du siehst, habe ich oben Deinen Vorschlag für ein zusätzliches Komma in S2Z4 umgesetzt. Außerdem habe ich S1Z3 neu formuliert, um damit den Wendepunkt im Gedicht deutlicher hervorzuheben, der ja auch die Zeitenwende hervorbringt. In der Tat hat das Sonett eine klassische Innen-/Außenstruktur, die ja das Dialoggedicht Sonett in seinen Formvoraussetzungen auszeichnet. Die Natur dient hier als Initiator und Rahmen für einen inneren Prozeß, der zur Frage aller Fragen führt. In der Tat "standen" auf dem Gipfel viele vor dem LyrIch und natürlich "kam die Hoffnung mit der Zeit abhanden", denn das ist ja ein Prozeß, der in der Vergangenheit begann und auch heute noch andauert. Die Zeitenwechsel sind also korrekt und passen auch zum Perspektivenwechsel zwischen Wandern, Sehen und Sinnieren. Nun ist ein Gedicht für einen Autor immer selbstredend. Letztlich ist es die Lesersicht, der sich der Autor stellen muß. Ich hoffe, Deine Frage beantwortet zu haben und wünsche Dir Frohes Dichten und Werken. LG W. |
Lieber Walther, |
Lb. Chavali,
danke für Deinen Eintrag. Ich freue mich über jeden konstruktiven Eintrag unter (nicht nur) meinen Texten! :) LG W. |
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