![]() |
Kreditverweigerung mangels Liquidität
.
Kreditverweigerung mangels Liquidität „Ich liebe dich.“ – „Wie kannst du es nur wagen und so was Ausgelutschtes zu mir sagen! Die Floskel ist verboten, sie ist alt, ja, glaubst du denn, ich wäre noch von gestern? Ich sage dir, das lässt mich völlig kalt, ist unmodern, verbraucht und abgetragen. Du glaubst doch echt, per Liebesschnulzschmonzette bekämst du mich herum? O Mann, ich wette, auf deinem Konto gibt’s nur rote Zahlen, darum erhielt ich diesen öden Schrieb, weil dir wohl gar nichts andres übrig blieb. Bei diesem Quatsch, da bin ich keine Nette! Mein Neuer, der ist toll, hat richtig Geld, wir düsen im Privatjet um die Welt! Bist du zu dumm, die Wahrheit zu kapieren? Ein Looser, so wie du, kann nur verlieren! Beschließt mein reicher Freund, zu mir zu sagen: „Ich liebe dich!“ – dann schmachte ich: „Mein Held!“ Mensch, hau doch ab, und spring von einer Brücke, für mich bist du bedeutungslos, du Mücke!“ Drei Tage später konnte man es lesen, an einem Donnerstag sei es gewesen, dass nachts ein Mann von einer Brücke sprang. Gefunden wurde noch ein Abschiedsbrief: „Kredit beantragt, leider lief das schief, die Bonität trug nicht einmal die Spesen.“ . (P.S.: Sicherheitshalber: Ich verstoße hier bewusst gegen die Regeln, der "unzulässige" Spondeus (Hebungsprall) ist schon Absicht.) |
Hä hä hä, kannte ooch ma soon Typ, hatte keene Kohle, aba wollt mir anne Wäsche.
Liebe SdZ, das hast Du sehr scharfsinnig und fein formuliert herübergebracht. Bussi Bussi – weil Du ´n Mädel bist Babsi |
Hallo, Babsi,
freut mich, dass dir mein Gedicht gefällt. Ja, es bietet "zwei Seiten" an, auf der einen die Perspektive des LI, auf der anderen Seite ein Stück Gesellschaftskritik, deshalb auch die Platzierung hier im "Stammtisch". Leider, auch wenn man es mit schwarzem Humor betrachten kann, ist das der "Zeitgeist", der hier sein Unwesen treibt. Der arme Kerl hatte keine Chance, denn - wie heißt es doch so schön: Geld regiert die Welt! Ehrlich gesagt, ich fände es wunderbar, wenn mir jemand ein Liebesgedicht schreiben würde ... :) Nun ja, ich bin eben in diesen Dingen ein bisschen "anders". :o Zitat:
Liebe Grüße Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif |
Liebe Stimme, |
Liebe Chavi,
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Ich versuchte, mit dem Hebungsprall im letzten Vers einen bestimmten "Effekt" hervorzurufen: die Bonität trug nicht einmal die Spesen.“ xXxXxXXxxXx - metrisch gesehen die Bonität trug nicht einmal die Spesen." xXxXxXXxxxx - laut vorgelesen, geht die Betonung kontinuierlich "nach unten", wie in einer "Abwärtsmelodie". Ich wollte erreichen, dass das Gedicht mit dieser "Abwärtsbetonung" endet, symbolisch für den "Abwärtstrend" von Liebe, Menschlichkeit, Werten und - Kunst. Zitat:
Danke fürs "gern gelesen"! :) Liebe Grüße Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif |
Liebe Stimme,
wehe, wenn sich zwei solche "Gegensätze" begegnen. Du hast die absolut dumme Oberflächlichkeit des lyr. Ich mit seinen harten Aussagen aufgezeigt. Es bemüht sich nicht einmal um ein wenig "Verstellung" - weil die Aussagen ganz und gar seinem Charakter entsprechen. Noch schlimmer: Es ist gar beleidigt, dass ein armer Wicht es wagt, sich mit einem Gefühl mit zu teilen. Es geht hier tatsächlich um eine eigene und überzeugte Logik. Ich selbst bin überzeugt, dass Teile dessen, in vielen, sehr vielen Menschen stecken. Es wird nur "geschickter" umschrieben, weil man die wahre Denkweise nicht nach außen preis gibt. Was jene an "Überzeugung" und "Grausamkeit" zu viel haben, fehlt den anderen an gewisser "Nüchternheit". Eben nicht ausgewogen. Das lyr. Du wollte mit "Kreditgeld" landen. Als ihm nicht einmal dieser gewährt wurde, trieb ihn die Verzweiflung in den Selbstmord. Beide sind zu bedauern - oder auch nicht: Hier sehe ich keine Bestätigung für das Sprichwort: Gegensätze ziehn sich an. Es ist auf einer anderen Ebene gemeint. Gegensätze können durchaus spannend sein und sind es, wenn sie andere Wertigkeiten setzen. Bei Geld scheiden sich die Geister immer - hier bezahlt einer sogar mit dem Leben, obwohl er mit Geld nicht viel am Hut hatte. Trotzdem versuchte er mit Geld (im übertragenen Sinne) etwas zu erreichen. Ja, immer wieder und überall: Geld regiert und vernichtet die Welt. Ein Stammtischgedicht, dass alles auf den Punkt bringt. Gern gelesen und geschlaumeiert.:) Liebe Grüße Dana |
Guten Abend, liebe Dana,
Zitat:
Hier liegt "Geld regiert die Welt" zu Grunde, mit meinem persönlichen Zusatz: "Was mir nicht gefällt". Liebe Dana, unsere Gesellschaftsstruktur wird der US-amerikanischen immer ähnlicher; das Sprichwort gibt es auch auf englisch: "Money rules the world." Bedingt durch unsere unselige Vergangenheit, bemühen wir uns, kritik- und vernunftlos alles zu kopieren, was uns von dort "geschickt" wird - das manifestiert sich nicht nur in Fast-Food. Auch unser Sozialwesen steuert dorthin. Mittlerweile ist es bereits recht weit "gediehen", dazu eine "Zitat-Variante" von mir: "An ihren Zähnen sollt ihr sie erkennen." Das macht es leicht und sicher künftig immer leichter, den "gesellschaftlichen Status" zu erkennen. Man muss nur jemanden auffordern, den Mund zu öffnen - das wird künftig wohl geprüft wie früher bei Arbeitspferden ... Mein Gedicht ist Gesellschaftskritik, und es richtet sich gegen diese Entwicklung zur "Unmenschlichkeit", die zur Begleiterscheinung der Globalisierung wurde. Dabei nahm ich einen "psychologischen Kniff" zu Hilfe, dessen sich viele Autoren bedienen. Es hat seinen Grund, weshalb ich diesen "Zeitgeist" hier "Gestalt annehmen" ließ, ihn "personifizierte". Ob nun zum Positiven oder Negativen, in jedem Fall kann so ein persönlicher "Bezug" hergestellt werden, eine "Identifkation" findet statt. Ob in früheren Zeiten oder heute, auch die Politik bedient sich dieser Vorgehensweise, ebenso die Werbung. Warum also das nicht einmal zu einem sinnvolleren Zweck einsetzen? ;):) Ich bin für meinen "Geschmack" schon zu oft Menschen begegnet, die so denken wie die Protagonistin im Gedicht. Allerdings "vergessen" sie etwas sehr gerne, das ich "versteckt" ins Gedicht eingebaut habe: Zitat:
Einer der "Denkfehler", dem Menschen mit dieser Einstellung unterliegen. Gut möglich, dass sich das LI bald in der Position des LD "wieder findet". Ja, liebe Dana, die Protagonistin folgt ihrer "eigenen Logik". Sie geht von ihren eigenen Prämissen aus, daher sind ihre "Folgegedanken" durchaus logisch. Innerhalb ihres eigenen Wertesystems – und genau darum geht es. Das hier ist mehr als die Darstellung einer Einzelperson. Die Protagonistin ist lediglich die „Platzhalterin“ für eine äußerst fatale Entwicklung. Werte, die seit Jahrzehntausenden das Überleben der Menschheit ermöglicht haben, werden allmählich mehr und mehr ersetzt. Es geht um das, was wir „Menschlichkeit“ nennen. Diese Werte sind notwendig für unsere Sozialstruktur. Diese „neuen Werte“ sind dem geradezu „entgegen gerichtet“, sie gefährden unser Überleben. Es spielt auch keine Rolle, ob das vom subjektiven oder objektiven Standpunkt aus betrachtet wird. Wir sind dabei, uns selbst die Grundlage unseres Daseins zu entziehen. Das kann und wird nicht lange funktionieren. Die Frage ist: Überleben wir das lange genug, um zur Vernunft zu kommen? :confused: Ich kann natürlich hingehen, mir das „Ganze“ ansehen und entscheiden, mich Zynismus und Bitterkeit zu ergeben und zu kapitulieren. Ich kann mich dafür entscheiden, mich selbst für macht- und hilflos zu halten und deshalb in einer Ecke sitzen, schmollen und über die Schlechtigkeit der Welt sinnieren. Ich begegne ständig Personen, die das "Schmollen" gewählt haben, sowohl früher als auch jetzt. :( Ich weigere mich tatsächlich, ein Teil dessen zu sein, was gemeinhin „Masse“ genannt wird und gemeinsam mit ihr zu jammern – um nichts zu tun. Und ich bin es wirklich leid, ständig zu hören: „Ich bin nur eine Person! Ich kann gar nichts machen! Die Welt ist schlecht, die Masse ist dumm.“ Wo liegt das Problem? Zu viele denken so. Ich bin nicht bereit, mich an dieser Denkart zu beteiligen. Die Stimme wird nicht schweigen, ungeachtet möglicher persönlicher Konsequenzen. Ich lernte (unter anderem auch hier, du weißt, was und wen ich damit meine :)), die Feder zum Schwert zu schmieden, es zu schärfen und zu polieren – und daher kann ich es „schwingen“. Gegen die Zeichen der Zeit anzugehen erfordert Können, denn ansonsten bleibt der Widerstand erfolglos. Und eben dieser ist bitter notwendig! Ich kann nur für mich selbst sprechen, ich habe kein Recht, über andere ein „Urteil“ zu fällen. Für mich persönlich gilt: Bisher kann ich mir im Spiegel in die Augen blicken. Andernfalls könnte ich das nicht mehr, denn ich sähe einen Feigling in mir, der aus Furcht vor möglichen persönlichen Nachteilen „kneift“. Es ist wie bei einem Fußballspiel, bei dem jemand, ausgestattet mit einer Flasche Bier und einer Schüssel Popcorn im Sessel sitzt, „Buh!“ ruft und eine Handvoll Popcorn auf den Fernsehbildschirm wirft. Dann wird diskutiert: „Ich hätte das ganz anders gemacht! Er hätte schneller reagieren müssen, besser aufpassen, blablabla.“ In dem Fall sage ich: „Wenn du es besser weißt und besser kannst, dann geh raus aufs Spielfeld und zeig es.“ Was nützt „besseres Wissen“ auf diese Art? Auf dem Spielfeld kann es ungemütlich werden. Das Wetter kann kalt und regnerisch sein, es können Verletzungen passieren und die gegnerische Mannschaft kann mehr Tore schießen. Da bleiben viele doch lieber im warmen, kuscheligen Sessel und mokieren sich über Spiel und Spieler. Das ist auch viel angenehmer und ganz ungefährlich. Wobei geht es in dem Spiel, das die Menschen“kinder“ spielen? Gewinnen und Verlieren. Gewinnen will jeder, verlieren niemand. Der Widerstand der meisten erlischt so schnell, weil sie in diesem fatalen System „mitspielen“. Wie? Nun, wie lautet eine Liedzeile: Ich will alles, ich will alles, und zwar sofort!“ Das Motiv? Irrelevant. Die „Spielfeldseite“? Ebenfalls. Stellt sich der gewünschte Erfolg nicht ein, wird aufgegeben und im Sessel Platz genommen. Es gibt Menschen, die sich entscheiden, überhaupt nicht mitzuspielen, auf keiner der „Seiten“ – und trotzdem nicht im Sessel sitzen bleiben. Das ist auch meine Entscheidung. Mir geht es weder um Gewinnen noch um Verlieren. Ich lasse nur nicht zu, dass ich besiegt werde. :) Jeder Sieg bedingt eine Kapitulation. So lange ich nicht kapituliere, bleibe ich unbesiegt, ungeachtet externer Umstände. Meine „Maxime“ lautet: Ich kann gebrochen, vernichtet und getötet werden – aber nicht besiegt. Die „Zahl der Gegner“ spielt keine Rolle. Ich kann „Die“ Welt nicht ändern – aber ich kann „Meine“ Welt nach meinem Willen formen. Ich habe mich entschieden, egal, was kommen mag. Und die „Wahl der Waffen“ liegt bei mir. „Gleiches mit Gleichem“ zu vergelten, macht mich selbst zu einer Kopie dessen, was ich bekämpfe. Nein. Hässlichkeit bekämpft man mit Schönheit, Lüge mit Wahrheit, Angst mit Mut, Feigheit mit Tapferkeit, Feuer mit Wasser, Dummheit mit Vernunft, die „Masse“ mit Individualität – und die Kapitulation mit Widerstand. Zitat:
Zitat:
Das „LD“ wollte nicht mit „Kreditgeld“ landen, sondern es stehen sich hier zwei konträre Wertesysteme „gegenüber“. Materialismus und Menschlichkeit. Der Materialismus gewährt der Menschlichkeit keinen „Kredit“ – das bezieht sich hier auf den „Beispielwert“ Liebe. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Liebe Grüße Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif |
Liebe Stimme.
Hier wird Tachles gesprochen. Geld..bei Geld hört nicht nur die Freundschaft auf, sondern ganz klar auch die Liebe. Das LI verteilt seine Liebe nur an den der Liquide ist, ansonsten ist Schluß mit Lustig. Mir gefallen die klaren Worte die hier fallen. Ohne Rücksicht auf Verluste ( er ist kein Verlust für sie) tritt sie seine Liebe mit Füßen. Denn Liebe ist für sie: Geld. Ich habe einige ähnliche Situationen im nahen Bakanntenkreis erfahren. Hatte Geld eigendlich immer schon einen solch hohen Stellenwert wie heute, oder bilde ich mir das nur ein? Für mich ist es erschreckend - und ich spreche jetzt nur aus meinem kleinen Bekanntenkreis, das gerade Frauen starke Tendencen zu solchen Aussagen haben. Allerdings durch die Blume..im Zweifelsfall wird eine Beziehung via SMS gekappt, und eine neue Lukrativere begonnen. Ein ausstrucksstarkes Gedicht mit einem tollen Thema! Sehr gerne gelesen. Liebe Montagsgrüsse sendet dir Lena :)) |
Hallo, liebe Lena,
Zitat:
Das Problem ist, so finde ich, dass das wirkliche "Gefühl Liebe" meiner Befürchtung nach buchstäblich auf dem "absteigenden Ast" sitzt. Und, wie es aussieht, die Menschlichkeit ebenfalls. Heutzutage wird das Sprichwort: "Hast du was, bist du was" wortwörtlich genommen, denn die "Kehrseite" lautet: "Hast du nichts, bist du - nichts" ... :( In meiner Kindheit gab es auch Obdachlose. Aber ich lebe ja in Stuttgart, einer größeren Stadt, und ich kann nur sagen, dass deren Zahl geradezu beängstigend zugenommen hat. Und nicht nur das - mehr und mehr alte Menschen sammeln Pfandflaschen aus den Mülleimern, nur dass diese gar keine Obdachlosen sind. Scham und Schande über eine Sozialpolitik, die das zulässt! (Allerdings: Es gibt das Wort "sozial" im politischen Sinn ohnehin nur noch auf dem Papier. :mad:) Zitat:
Zitat:
Zitat:
Was uns hoffnunglose "Anachronismen" anbelangt, die wir uns unverdrossen in Lyrikforen herumtreiben und wagen, z. B. Faust zu lesen: Schau doch mal, wenn man uns "Lyrikforen-Mitglieder" zählen würde, wie viele wären wir, verglichen mit der Gesamtbevölkerung? Wenn ich einen Buchladen betrete, "pralle" ich zuerst auf einen Berg von "Unterhaltungsliteratur". Frage ich nach der Abteilung "Lyrik", nach "Gedichten" oder "Philosophie", dann muss der (oder die) Gefragte zuerst überlegen, bevor man mich irgendwo im oberen Stockwerk ganz nach hinten in die Ecke verweist, wo ich (bestenfalls) ein kleines Regal mit Reclam- und Fischerbüchern finde ... :rolleyes: Im Ernst, viele Bücher besitze ich nur, weil ich auf Flohmärkten und in Bücher-Second-Hand-Läden unterwegs bin und weil es online eben "Alles" gibt, sogar so "aussterbende" Dinge wie hochwertige Bücher. Zitat:
Liebe Grüße :) Stimme http://www.smilies.4-user.de/include..._devil_006.gif |
Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 08:43 Uhr. |
Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2025, Jelsoft Enterprises Ltd.
http://www.gedichte-eiland.de
Dana und Falderwald
Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg