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Auswanderung
Auswanderung
Er hatte es nun endlich, nach vielen Jahren, eingesehen, dass sie nun ganz erwachsen waren, ihn einfach nicht mehr brauchten, und keiner ihn mehr haben wollte. Und deshalb, ohne dass er grollte, beschloss er einfach wegzugehen und packte seinen Rucksack für die Wanderschaft. Er nahm von allen Sternen seine Bilder, den Löwen, Stier und Wassermann, sorgfältig packte er die Sphärenharmonie, nach denen die Planeten früher tanzten, und nahm auch die Fraktale mit, die bis ins Kleinste mit dem Chaos spielten, wo nur der blinde Zufall herrschen sollte. Die Nymphen aus dem Bäumen waren längst geflohen mit allen Göttern aus der Kinderzeit, und auch der Töne Ordnung, die Musik, verschwand in einer Seitentasche, wo eingefaltet auch die Poesie schon lag. Auch Hypothesen und Naturgesetzt, die packte er im Rucksack ein. So nahm er seine Bürde auf den Rücken. Da wollte auch die Liebe nicht mehr bleiben und nur die Eigenliebe und der Nutzen blieb, und auch der blinde Kampf ums Dasein blieb zurück. Er drehte sich noch einmal um und wünschte allen Menschen Glück, und ging – wohin ist unbekannt. Nur dieser Haken an der Wand, wo einst der Rucksack hing, blieb hier als Souvenir zurück. P.S.: Ich habe den Text so aufgeschrieben, bin mir aber nicht sicher, ob es sich um Lyrik handelt. Dafür spricht vielleicht vier Punkte: Das Metrum ist fast durchgängig alternierend und meist jambisch und die Zeilenumbrüche entsprechen natürlichen Sprechpausen. Die Phrasierung ist (im Vergleich zur Prosa) relativ ebenmäßig. Der Inhalt ist elegisch, d.h. keine objektive Beschreibung. |
es geht um gott, lieber thomas,
oder? das ist zumindest meine erste lesart und die automatische assoziation, wenn ich lese Zitat:
Zitat:
Zitat:
dass er auch die poesie, die musik, all das, was diese schönen erlebbaren phänomene in der welt begründet und mehr ist als bloße logische anwendung von regeln, mitnimmt, sagt mir, dass die menschen den wahren sinn oder gehalt in diesen dingen längst nicht mehr erkennen oder sehen wollen. sie haben es zu "ihrem" gemacht und es hat seine ursprüngliche natur - die der freude und liebe und schönheit im sein - verloren. ein enttäuschter gott, wenn auch nicht ein zorniger (was mir besonders gefällt, weil es das bild gottes in der katholischen kirche ein wenig "ver-rückt"), zieht sich leise zurück, weil er erkennt, dass die menschen aus seiner ordnung etwas gemacht haben, das ihnen inzwischen gleich ist, anstatt dass etwas göttliches sie eine form von erhabenheit spüren und erkennen lässt. spannend ist vor allem, dass ich mir in meiner lesart nicht ganz sicher sein kann, nicht sein muss und auch nicht bin. ich finde aber genau den spielraum, den dein gedicht dadurch eröffnet, hier eine sehr feine sache. so lese ich es jedenfalls und finde es sehr poetisch, voller tiefer gedanken und leiser melancholie. sehr gerne gelesen also. lieber gruß, fee |
Liebe fee,
herzlichen Dank für deine Worte. Ich weiß nichts zu sagen, als dass mich ich mich sehr verstanden fühle. Liebe Grüße Thomas |
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