Gedichte-Eiland

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Thomas 16.10.2012 16:38

Lob des Sonetts
 
Lob des Sonetts

Du strenge Form aus längst vergangnen Zeiten,
du schreitest fort in großer Geistesstrenge
zu tiefster Einsicht aus der engsten Enge,
aus der heraus uns deine Strophen leiten.

Du spiegelst uns die Welt in deinen Zeilen
in zwei Quartetten, die das Herz befragen,
um eine Antwort ihm sogleich zu sagen
und einen Augenblick dann zu verweilen.

Nur um in kürzerem Terzinen-Reigen,
in ganzer Höhe und in neuem Lichte
die Frage aufgehoben uns zu zeigen.

Solang der Mensch vom Schöpfergeist getrieben
Gedankenschönheit feiert im Gedichte
wird dich, du edle Form, der Freie lieben.

Angeregt durch Fridolin "Über das Sonett"

Chavali 16.10.2012 16:51

Zitat:

wird dich, du edle Form, er Freie lieben.
Lieber Thomas,

er? der?

Von dem kleinen Vertipper (vielleicht) abgesehen, eine schöne Hommage an das Sonett.
Ich mag diese Form auch, finde sie anfangs etwas schwerer "herzustellen" - aber wer sie viel übt und versucht,
wird sie auch gekonnt beherrschen ;)

So wie du und einige andere hier in diesem Forum :)

Sehr gern gelesen hat mit lieben unsonettigen Grüßen
Chavali

Thomas 16.10.2012 19:00

Liebe Chavali,

vielen Dank für die korrektur und den netten (unSonetten) Kommentar.

Liebe Grüße
Thomas

Erich Kykal 16.10.2012 19:51

Hi, Thomas!

Sehr schön und gelungen, indes, ganz perfekt ist es nicht, da beide Vierzeiler und beide Terzette je nur 2 Reime haben sollten.
Aber ich hab's ja viel zu oft selber nicht so gemacht, also bin ich der letzte, der da mit Steinchen werfen dürfte!;):D

Sehr gern gelesen!

LG, eKy

Thomas 17.10.2012 17:36

Hallo Erich,

na klar! Aber im Deutschen, mit viel weniger Reimworten als in romanischen Sprachen, ist diese Marscherleichterung meiner Meinung nach durchaus erlaubt. Ich glaube auch, dass es nicht nur wegen der Anzahl der Reimworte erlaubt ist, da das Wesen der Sonett-Form durch derartige Veränderungen nicht verloren geht. In meinem Experiment "Über die Wolken" habe ich das versucht auszuloten, dann hat mich aber wieder der Mut verlassen – Shakespeare müsste man halt sein, oder wenigstens Heine oder Rilke.

Liebe Grüße
Thomas

Dana 17.10.2012 21:13

Hallo Thomas,

ich kann mir durchaus vorstellen, wenn Shakespeare, Heine, Rilke und Goethe das Bemühen und Können um die Sonette hier sehen könnten, wären sie sehr angetan. Voll des Lobes wären sie höchstens aus Eitelkeit nicht. :D

Ich bewundere jeden von euch hier, der Sonette schreibt, zumal mein bisheriges Leben gänzlich "unsonettig" verlaufen ist. :( (Ich finde es unheimlich schwer in vorgeschriebener Reimart und "ausgezählten" Versen Rede und Antwort zu stehen.;))

Deine Leistung spielt hier sonettig um das Sonett selbst - einfach gut.:)

Wie Chavali, liebe aber sonettfreie Grüße,
Dana

Thomas 21.10.2012 21:19

Liebe Dana,

danke für dein Lob. Ich selbst habe nur versucht, diese Form zu verstehen und ein wenig zu experimentieren. Die Form des Sonetts passt natürlich zu vielen Inhalten nicht. Aber wo sie passt, ist sie meiner Meinung nach sehr erhebend. Die Form hat aber immer ein klein wenig etwas Kopf-betontes, weshalb ich verstehe, dass du und Chavali, die so herrlich gefühlvoll schreiben, sich nicht besonders damit anfreunden können. Wie gesagt, Goethe ging es auch so und er ist erst im Alter zu dieser Form gekommen. Ihr befindet euch also in guter Gesellschaft.

Liebe Grüße
Thomas

Friedhelm Götz 22.10.2012 15:28

Hallo Thomas,

ich sehe grade, mehr durch Zufall, dass ich dich zu deinem Sonett angeregt habe. Das freut mich sehr und das Ergebnis umso mehr. Sehr gelungen. Der Verzicht auf die Gleichheit der Reime in den beiden Quartetten ist statthaft und wurde in der Sonettdichtung von vielen Autoren so gehandhabt.

LG Fridolin

Thomas 22.10.2012 16:15

Danke, Fridolin!

Das ist das, was mir am Forum besonders gefällt, dass man Anregungen findet von netten Menschen.

Liebe Grüße
Thomas

Falderwald 30.10.2012 19:38

Moin Thomas,

bei diesem Thema will ich selbstverständlich nicht fehlen.
(Auf Deutsch: Hier muss der Falderwald auch noch seinen Senf dazu geben.) :rolleyes:

Im ersten Quartett hast du vordergründig sehr schön die formalen Zwänge beschrieben, denen der Dichter unterworfen ist, wenn er ein Sonett schreiben möchte.
Das zweite Quartett beschäftigt sich mehr mit Inhalt und Wirkung dieser Gattung.
Eine Antwort auf das Wesen des Sonetts erhält der Leser im ersten Terzett.
Das letzte Terzett hingegen ist als Schlussfolgerung zu betrachten.

Und so finde ich, ist dieses Sonett gelungen und auch sprachlich ein Genuss. :)

Aber ich möchte noch an einen Punkt kurz anknüpfen, den ich aus deiner Antwort an Dana entnommen habe:

Zitat:

Zitat von Thomas
Die Form des Sonetts passt natürlich zu vielen Inhalten nicht.

Kannst du mir sagen, welche Inhalte du damit meinst?

Ich persönlich finde, man kann zu jedem Thema ein Sonett schreiben. Es kann sogar humorvoll sein, ohne seinen Reiz einzubüßen.
Kritische Sonette gibt es ebenfalls genug, genau so beschreibende oder fantastische usw.

Allerdings muss ich zugeben, daß mich momentan eine besondere Sonettwut ergriffen hat, die mich nicht mehr loslassen will, ich bin sozusagen momentan zu einem Sonettenholiker geworden...;)


Dein Sonett hat mir gut gefallen und ich habe es gerne gelesen und kommentiert...:)


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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