Klinikalltag
 

Wie ohne Blick und Wort die Kranken kreisen,
man hört ihr Schweigen nur, ihr Selbstbesinnen.
Sie lauschen täglich ihrem Schmerz, dem leisen,
ihr Leid zerfrisst sie langsam und von innen.

Sie wandeln unter Bäumen hier im Garten.
Sie starren in sich selbst hinein, ins Nichts.
Ihr Tag ist Hoffen jetzt und stummes Warten
auf jenen letzten Gong des Weltgerichts.

Sie zählen fast sich schon zu halben Greisen.
Für sie gibt’s auf der Welt nichts zu gewinnen.
Sie müssen sich und ihr nichts mehr beweisen.
Zu spät, zu tot der Traum vom Neubeginnen.

Hallo Antigone,

sein sehr trauriges und wirkungsvolles Gedicht. Zwei Kleinigkeiten störten mich beim Lesen. Das Wort "Gong" und die etwas zu allgemein ausgefallene Überschrift. Zum Klinikalltag gehört doch auch die Gynäkologie bzw. Perinatologie, welche mir insbesondere mit der Schlusszeile so gar nicht vereinbarn scheint. Man könnte spezifizieren oder z.B. subjektiver "Mein Klinikalltag" sagen, um den Leser besser aufs richtige Gleis zu setzten. Beide Punkte sind aber nur Kleinigkeiten.

Liebe Grüße
Thomas

Klinikalltag
 

Lieber Thomas,

Dank dir fürs Feedback. Nein, ich beschreibe nicht "meinen" Klinikalltag, sondern den anderer, sterbenskranker Leute, eine Beobachtung, die ich gemacht habe. Aus Sicht des Ich würde das Gedicht doch völlig anders aussehen. Was gefällt dir am "Gong des Weltgerichts" nicht? Welche Assoziation hast du dabei? Hab mich über die schnelle Reaktion gefreut.

Lieben Gruß
Antigone

Liebe Antigone,

mit Gong verbinde ich Dinge wie Tür-Gong, Pause beim Boxkampf oder Gong am Beginn der Kinovorstellung und ähnliches, irgendwie nicht so recht passend zu Weltgericht. Dazu würde Meiner Meinung nach Donner passen oder etwas sehr großes und gewaltiges.

Die Überschrift erzeugt meiner Meinung beim Lesen den Gedanken, dass es nicht ganz so stimmt, denn es sind ja nicht nur sterbende Menschen im Krankenhaus. Diesen Gedanken würde ich versuchen, durch eine präzisere Überschrift zu vermeiden.

Liebe Grüße
Thomas