Thema: Pantun
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Alt 20.02.2017, 19:37   #3
Terrapin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 27.08.2014
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Grüß dich Erich!

Ja die Form des Pantun ist recht eigen.
Die ursprünglich malaysische Form mit alternierenden Reimen
sagt mir auch nicht so zu. Zu sehr hebt die übereinstimmende Setzung
von Reim und wiederholtem Vers diese auffallend in den Vordergrund.
Wie genial war da der Streich Baudelaires (bei dem ich in den Fleurs diese Form als erstes bewusst geworden bin), über das Pantun einen
umarmenden Reim zu spannten. Somit unterliegen die Wiederholungen
nicht dem Leierkasten des selben Gleichklangs. Sie hangeln sich elegant
im wechselnden Schema fortführender Reime, welche dank des Kniffs aber
nicht mehr dazu befähigt sind andere als die erst angestimmten zu zulassen.
Was freilich die mögliche Länge dieser Pantunart an sprachvorhandenen Reimen eingrenzt.
so verstehe ich deinen Einwand gut.

Diese Version des Pantuns ermöglicht mit clever gesetzten
Enjambemants und verflochtenen Haupt- und Nebensatzkonstruktionen
eine bizarre Eleganz an Wortkunst. Ich selber sehe in diesem Beispiel
noch nicht alle Möglichkeiten erfolgreich und genügend genutzt und ausgelotet. Das Spiel mit den Wiederholungen bietet dem Sprachbegabten
einen vielfältigen Reiz. Bei mir sehe ich da noch viel Raum nach oben.
Der junge Kalckreuth war ein Meister in dieser Form.
Spielerisch zeigt er beispielhaft was für geniale Sprünge und Verknüpfungen
diese Reimerei bereit hält.

Mit der letzten Zeile des Gedichts bin ich noch bedrückend unglücklich.
Ihr fehlt eine abschließende absolute Schlichtheit und Gültigkeit.
Kommt Zeit dreht Rad.

Danke für deinen Kommentar.
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