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Alt 21.02.2017, 15:12   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Faldi!

Mal abgesehen von möglichen Metaebenen muss ich als Katzenliebhaber hier unbedingt die Ehre dieser wunderschönen Tiere retten!

Was dein Gedicht suggeriert ist der Fehlschluss, dem die meisten unterliegen, wenn sie sehen, wie eine Katze mit ihrer Beute spielt. Sie halten es für bewusste Grausamkeit eines bösen "Charakters".

Natürlich Nonsens! Raubtiere haben kein Gewissen im menschlichen Sinne, die begreifen nicht einmal, was Mitleid ist. Hauskatzen spielen gern mit gefangenen Mäusen, weil sie mit Wollebällchen und Katzenspielzeug aufgewachsen sind (und wenn das Spielzeug piepst und sich von allen bewegt - umso toller!), und weil sie das Erfolgserlebnis des Fangens mehrfach auskosten wollen.
Dieser Beutereflex ist instinktgesteuert, und weil in freier Natur die Beute meist rar war und viele Fangversuche auch scheiterten, wurde JEDE Chance genutzt.
Aber Grausamkeit wie bei einem menschlichen Psychopathen, der das Leid seiner Opfer genießt - das lässt sich nicht darauf anwenden. Hier wird eindeutig zu Unrecht vermenschlicht.

Leider haut auch dein Gedicht in diese Kerbe, auch wenn es nur wegen des "Drohnengageffektes" ist - und weil die unterstellte Gemeinheit der Katze ihre Tötung durch die Drohne rechtfertigt.

Nun, natürlich verstehe ich die Metaebene: Man redet sich den Feind schlecht, unterstellt ihm niederste Motive - worin ich im Falle religiöser Fanatiker des Islam durchaus beipflichten möchte... - aber dein Gedicht meint bestimmt diese "allzu" menschliche Vorgehensweise im Allgemeinen:
Alle tun dies, um leichter töten zu können, bzw. einen Krieg (sprich Massentötung) später moralisch zu rechtfertigen. In seltenen Fällen mag dies gerechtfertigt sein, weil es tatsächlich zutrifft (wobei natürlich auch da immer Unschuldige die Hauptlast des Leidens tragen), aber nur zu oft ist es bloße Rechtfertigungslametta ohne realistischen Hintergrund:

Im ersten WK waren die Deutschen die "Hunnen", hauptsächlich wegen der Versenkung der Lusitania und eines unnötigen, durch Falschmeldung ausgelösten Massakers an Zivilisten im belgischen Löwen.

Für die Deutschen wiederum wurden von den Nazis im 2. WK die Ostvölker als rassisch minderwertig abgetan, damit die "Säuberungen" leichter fielen ...

Heute morden die "Gotteskrieger" ohne Gewissensbisse, weil ihr Gott es wolle, und weil das Leben der Ungläubigen ohnehin nichts wert sei. Übrigens - sie haben ihre eigenen Drohnen, wenn auch nicht so effektiv wie jene des Westens. Auch von daher mache ich mir also keine Gewissensbisse, wenn "wir" diese Irren mit Drohnen bekämpfen.
Krieg ist immer Irrsinn - aber manchmal braucht es leider einen Irrsinn, um einen anderen in die Schranken zu weisen! Traurig - aber zur besseren Lösung sind eben manche Menschen einfach nicht reif oder intelligent genug. Hüben wie drüben ...

Gründe finden sich immer - und leider immer genug Verblendete, die ihnen nur zu gerne folgen!

Wie gesagt, ich verstehe die Botschaft, und sie ist wichtig - aber mussten es unbedingt die KATZEN für das Gleichnis sein!? Hätten es Wiesel nicht auch getan - die sind ohnehin schon fast ausgerottet, und man sieht kaum je eines. Vor allem aber sind es Wildtiere, die unter Schutz stehen! Für die den Menschen - und den Jägern (und ich stelle diese bewusst außerhalb!) - ausgelieferten Katzen gilt das nicht! Und genau diese weitere Verfestigung eines Fehl- und Vorurteils führt leider immer noch dazu, dass dumme Jäger/Förster jede Katze abknallen, die sie außerhalb eines Gartens zu Gesicht bekommen!

So bestärkt dein Gedicht in gewisser Hinsicht leider sogar den Effekt, den es kritisieren will ... - und sag jetzt JA nicht, es wären "doch bloß Katzen" oder so! Ich würde dich kratzen!
(Dies natürlich nur gesetzt den Fall, dass die Sonette so zu interpretieren sind. Zumindest ist das die einzige Art, die Sinn macht: Sollte die Taube tatsächlich eine Drohne sein, wird sie wohl kaum Tagträume haben - okay, normale Tauben haben die wohl auch nicht - aber was wäre ansonsten die Alternative? Dass die Taube gaga ist und demnächst Katzenfutter sein wird, weil sie in Wirklichkeit natürlich keine Kanonen unterm Flügel hat? - Und für DIE Message gleich zwei Sonette? Nö - da glaub ich lieber an Drohnenträume ... ))


Wenn du mich fragst, ich hätte beide Sonette in einem einzigen Faden untereinandergestellt publiziert - wozu bitte der Extrafaden, wenn sie ohnehin zusammengehören!?
Beide zusammen haben jedenfalls eine gute "Punchline", das muss man eingestehen, und sind gut und pfiffig geschrieben. Von daher sehr gerne gelesen! Das Bild der "Mimikridrohne", die plötzlich losballert, hat mich sogar sehr amüsiert! (So lang ich mir das Ziel nicht vorstellen musste - Katzen!! KATZEN!! Wie konntest du nur! Ehrlich: Menschen hätten mich weniger gestört! JA! Ist so. Denkt, was ihr wollt! )

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (23.02.2017 um 18:38 Uhr)
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