Hi Faldi!
Du hast recht, diese Vorstellung vom Menschen, der nie Böses tat oder auch nur dachte, ist - höflich gesagt: Bestenfalls religiös! Und dazu muss es schon der Sohn Gottes sein!

Meine Vorstellung beim Schreiben war die eines Buddha in normalen Alltagskleidern.
Ja - die "reine Seele" meint "mit sich selbst im Reinen, in der eigenen Mitte ruhend, ausgeglichen". Kurz - die Art von Typen, über die man sich ärgert, weil sie einem durch den Eindruck, über den Dingen zu stehen, den sie fast zwangsweise erwecken, das Gefühl geben, unvollkommen, unreif, ja naiv und kindisch zu sein!

Mal ehrlich - wirklich ausstehen kann die "Streber" doch keiner! Zu sehr erinnert ihr (nach außen) makelloses Vorbild an die eigenen Mängel und Schwächen, an das eigene tagtägliche menschliche Versagen, die eigene Trägheit!
Da beginnt man doch nur zu gerne, ein wenig am Podest zu kratzen, um zu sehen, ob man das hehre Bild stürzen kann!

Zumindest wir kleinlichen, charakterschwachen "Normalos" ...
Du merkst wohl, mein Verhältnis zu "Repektspersonen" ist bestenfalls ambivalent! Meinen Respekt muss man sich jedenfalls sehr gründlich verdienen! Nicht, weil ich so anspruchsvoll wäre - weit gefehlt! Ich bin einfach sehr misstrauisch - die Erfahrung lehrt, dass die "wahren Weisen" ausgesprochen dünn gesät sind! Die Wichtigtuer, die eine Rolle spielen, alle die Sektengurus und Welterlöser, die Motivationsexperten und Karrierecoaches - die sind leider viel häufiger!
Abgesehen davon bin ich nicht der Typ, der zum Weisen geht, um sich Rat zu holen. Dazu stehe ich zu selbstbewusst im Leben, und mein Stolz verbietet mir, die Arbeit an meinen Mängeln und Fehlern anderen aufzubürden oder sie damit zu belästigen (oder belustigen, je nachdem ...). Zudem halte ich mich - welche Hybris! - selbst für weise genug, sie zu bewältigen, zumindest so weit, dass ich niemanden weiter inkommodiere.

Vielen Dank für deine Gedanken zum Thema!
LG, eKy