Ganz bei mir
Zehn Uhr morgens: hier in Wien
setz ich mich zum Yoga hin.
Matte, Kissen - schon bereit!
Auf dem Plan steht: "Bei-mir-Zeit"!
Hoppla! Mist! Fast drauf vergessen
hab ich, erst die Zeit zu messen,
(die ich für Meditation
eingeplant als Morgenlohn
nach dem ersten Waschgang...) - och!!!
Grade sehe ich ein Loch;
eine aufgeplatzte Naht
in dem Beinkleid für Spagat
und noch andre, wilde Posen.
Nix als Klump, die Yogahosen!
Nadel, Faden, hol ich mir!
Auf dem Weg, dort an der Tür
seh ich plötzlich - unerhört! -
Fingerspuren. Drum gehört
rasch mit Putzmittel und Lappen
weggewischt...doch aus den Schlappen
haut mich gleich im nächsten Zug
hinterm Türblatt Spinnenspuk!
Iiiih! Dich fiesen, kleinen Gast
saug ich ein in aller Hast!
Mach mich auf zum Heinzelmann,
der famosest saugen kann
und auch bläst...Wo ist denn nur?...
Kabelchaos auf der Spur
muss ich laut und herzlich fluchen:
Spinnensaugen? Pustekuchen!
Saugerbeutel fehlen nämlich,
weil ich wieder mal zu dämlich
war und wohl auch zu verpeilt.
Rasch noch Wäsche umverteilt,
die im Schrankraum hier unsäglich
ungeordnet! Unerträglich!
Jöh! Da ist sie ja, die Socke,
die ich suchte. Eine Flocke,
dick und gräulich, schwebt herab
und ich niese, denn ich hab
eine Hausstauballergie,
gegen die man möglichst früh
Nasenspray zu nehmen hätte,
wenn man sich erinnern täte,
wo man diesen gut verstaut.
Autsch! Nun auch noch angehaut
an der blöden Kastenecke!
Meinen großen Zeh, den stecke
ich mir wimmernd in den Mund,
bieg den Rücken dabei rund,
hör den Atem, den ganz flachen.
Ach ja!!! Yoga wollt ich machen!
.feb_2017
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