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Alt 22.03.2017, 15:20   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Thomas!

Erneut ein "Schnellschuss" aus dem Kolosseum, als eigenständiges Thema überarbeitet. Warum Gelungenes verschwenden?

Vielen Dank für deine Lobesworte!

Wie weit es mit meiner Demut allerdings tatsächlich her ist, möge die Nachwelt entscheiden - sofern sie mich denn überhaupt als "großen Dicher" erachtet.

LG, eKy



PS: Für den Fall, dass jemand die Symbolik nicht versteht:

Die Flöten sind natürlich die Sektgläser. Der Sekt wird aus Wein gemacht, und Wein nennt man auch Traubenblut. Zudem "vergießt" die offene Flasche ihr "Blut" wie aus einer Wunde. Das Blut ist also der Sekt, die goldene Flüssigkeit.

Das Gleichnis beschreibt den demütigen Dichter als den Sekt, den selbstgefälligen Dichter als den Sprudel, die aufsteigende Kohlensäure, die schäumt und Raum einnimmt, sobald die Flasche geöffnet und eingeschenkt wird. Das steht für die Welle, die Show, die der selbstgefällige, selbstdarstellende Poet macht, um sich in Szene zu setzen.

Beide ergießen sich in die Gläser - sprich in die Zuhörer oder Leser ihrer Gedichte. Aus derselben Flasche: der Poesie.

Während der selbstverliebte Sprudel nur oberflächlich auf der Zunge tanzt und prickelt, aber nur sich selber damit feiert, ist es der Sekt(das Blut der Trauben), der berauschend auf die Trinker wirkt, sie also wirklich erreicht und beeinflusst. Der oberflächliche Sprudel wird ausgerülpst.

Der Gärungsprozess des Weines wird mit der charakterlichen Reifung des bescheidenen Dichters gleichgesetzt, gibt er doch auch dem Wein/Sekt Charakter und Geschmack.

Das Bild wird dadurch noch vertieft, dass Blut gemeinhin etwas Lebenswichtiges, Lebenserhaltendes ist, also etwas von großem Gehalt, während der Sprudel eigentlich nur aus Luft besteht, die man nicht mal atmen kann (CO2): wie die heiße Luft, die jeder Blender und Angeber absondert.


Ich hoffe, damit ist das Gleichnis erklärt.

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (22.03.2017 um 23:09 Uhr)
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