Thema: Selbstavatare
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Alt 04.04.2017, 10:05   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Lieber Erich,

vielleicht ist die Sache nicht ganz so schlimm – ich hoffe es jedenfalls. Auch ich glaube zunehmend Egoismus und Teilnahmslosigkeit festzustellen, gepaart mit dem allgegenwärtigen "Betroffenheits-Gelaber". Was der Grund ist, ist mir nicht klar. Und auch ich sehe die neuen digitalen Medien recht kritisch.

Aber die "Fernbedienung" ist doch nichts neues, selbst ohne Elektronik funktionierte sie in jedem Dorf, wenn der Quatsch nachgeplappert wurde, den die "Honoratioren" von sich gaben. Und auch das Verbergen hinter Masken ist nichts Neues und fand/findet ganz ohne digitale Medien tagtäglich statt. Es macht sogar Spaß zu sehen, wie auf verschiedene Masken reagiert wird und die Kunst wäre ohne dieses Maskenspiel nicht möglich.

Kritisch wird es erst, wenn es gar kein Spiel mehr ist, sondern eine Unterscheidung zwischen Maske und realem Charakter nicht mehr möglich ist. Auch dieses Problem ist nicht auf digitale Medien und die modernen Zeiten beschränkt. Wenn ich Bilder der gleichgeschalteten "Heil-Hitler-brüll-Gesichter" sehe, die übrigens Bilder von Demos der Erdowahn-Anhänger furchtbar ähnlich sind, dann sehe ich nicht-digitale "Atavare", um deinen Ausdruck zu verwenden.

Ich will damit nicht sagen, dass das Anliegen deines Gedichtes nicht gerechtfertigt sei, nur leider ist es nicht so neu, und deshalb hoffe ich, dass wir irgendwie damit zurechtzukommen lernen.

Liebe Grüße
Thomas
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© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
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