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Alt 23.04.2017, 23:02   #10
Eisenvorhang
Gast
 
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Hallo eKy

Wieder ein sprachgewaltiges Gedicht Deinerseits.
Doch ein paar Worte zum Inhalt.

Ich frage mich, warum viele Dichter einer Sprachkultur nachtrauern, die so alt ist.
Ok - es sind romantische Gründe, klangliche Gründe, der Tonus des Wortes und die Liebe zum Ausdruck. Ich verstehe das blind. Auch ich bin ein Freund davon. Aber ich mag auch die jüngere Lyrik und Prosa sehr.

Fühle Dich bitte nicht angesprochen.

Es ist überdies auch ein Unvermögen, eine Unfähigkeit etwas Neues zu schaffen.
Nun existieren viele Versuche Lyrik zu wandeln.
Ich persönlich halte es für unklug nicht von allen Möglichkeiten zu schöpfen und jemand, der diese Möglichkeiten auch nicht nutzt oder sie gar verurteilt, verweilt in geistiger Unbeweglichkeit und gibt zum Teil auch etwas seiner wundervollen Mündigkeit ab.

Ich sage nichts gegen Geschmack und Subjektivität. Jedem das Seine.
Ich erlebe es im Moment selbst, in einem anderen Forum, wo ich ungereimte, metrikfreie Zeilen schrieb. Ich werde regelrecht persönlich angegriffen von einem User, dessen geistige Langsamkeit oder Unbeweglichkeit, "Neues" und "Abstraktes", sondergleichen nicht nachvollziehen kann. Ich glaube, die schöne Sprache von damals war sehr bezuggebunden und von Deutlichkeit durchzogen. Rilke war ja einer der Ersten, der davon abgewichen ist. In Metrik und in Semantik. Morgenstern versteckte seine Misanthropie hinter Zynismus etc.
Die modernere Lyrik hingegen erfordert rohes Nachdenken, a-prioristisches Wissen und Zugriff auf neues Wissen. Das generiert Reibung und leider auch Verurteilung. Was der Hund nicht kennt, frisst er nicht.
Dass das geschieht ist aber logisch, es ist eine Schlussfolgerung und auch natürlich. Es muss passieren.

Aber derart radikal etwas oder jemanden zu verurteilen oder zu belächeln [Was auch Dein Gedicht macht] sollte man in meinen Augen unterlassen. Es zeugt von Unzulänglichkeit und Radikalität, was ich im Leben streng ablehne.
Sprachrassismus. Und jeder Mensch, der Sprache liebt und das auch lebt, sollte es eigentlich besser wissen.
Wer sich nicht weiterentwickelt, wird auch nichts bewegen. Ganz egal, wie schön und perfekt die Zeilen sind.

vlg

EV
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