Hi EV!
Erst mal vielen Dank für dies hier:
"Hier eine kleine Hommage an Hagelstange und Erich Kykal."
Das Sonett ist nicht klassisch, dazu hat es ein Quartett zuviel (wie englische Sonette) - aber das stört mich nicht.
Das Reimschema darin ist Kreuzreim wie in englischen Sonetten, die Terzette sind hingegen klassisch deutsch. Das englische Sonett begnügt sich da, soweit ich mich erinnere, mit einem paargereimten Zweizeiler.
Tipps:
Mein Leben ist schon lang davon getrieben,
"davongetrieben" würde ich zusammenschreiben, sonst könnte es missinterpretiert werden (Wovon ist es schon lang getrieben?
).
vorbei an samten Ufern ferner Seen,
"samtnen".
die unentrinnbar harsch, fast wie geschieden,
verflackernd durch mein dürres Leben gehen.
Schreib "gehn", damit der Reim auf "Seen" eindeutig und klar ist.
Die Sonne senkt sich wie der Abendton.
Komma statt Punkt, und klein weiter in der Folgezeile.
Der beide sich im Zeitenband bemessen
WER "beide"?
und langsam reift der schwarze liebe Mohn -
er hat sich oft im tiefen Schlaf vergessen.
Nun ziehen meerumblaute Sonnenlichter
im Frühling auf zum letzten Lebensstrahl.
Erblicke in der Spiegelspiel Gesichter
Richtig geschrieben: "in der Spiegel Spiel". Komma am Zeilenende.
vertieft in ihrer Seele große Qual!
Die Vögel ziehn dem bunten Herbst entgegen,
sie tragen jedes Wort mit in die Wolken
und ziehen fort im Himmel weit entlegen,
Schöner: "und ziehen fort in Himmel, weit entlegen,".
um in der Sanftheit schönem Himmelreigen
Ich denke, "Himmelsreigen" wäre runder lesbar.
den einen Flügelschlag der Welt zu geben,
um sich zu laben, immergrüner Feigen.
"den einen" in der Vorzeile lässt eine nähere Erklärung dazu erwarten. zB: "um ... // den einen Flügelschlag der Welt zu geben, // der sie ermutigt, ihren Glanz zu zeigen.".
Zu sagen bliebe, dass in den Terzetten "entgegen/entlegen - geben" kein sauberer Reim ist, und "Wolken - Himmelsreigen/Feigen" ist gar keiner. Offene Enden dürfte es im Sonett nicht geben.
Eine mögliche Lösung (es geht nur um das korrekte Reimschema):
Die Vögel ziehn dem bunten Herbst entgegen,
sie lassen Wehmut in die Wolken steigen
und ziehen fort in Himmel, weit entlegen,
um in der Sanftheit schönem Himmelsreigen
mit ihrem Flügelschlage zu umhegen,
wofür wir uns von Herzen dankbar zeigen.
Sehr gern gelesen und bearbeitet!

Deine Bildungsarbeit macht sich bezahlt! Die Sprache rundet sich bereits angenehm.
LG, eKy