Phantomschmerzen des Lesers nach dem Studium eines Reimwerks
			 
			 
			
		
		
		
			
			Phantomschmerzen des Lesers nach dem Studium eines Reimwerks 
 
 
Und wenn der Reim begraben ist, 
Dann düngt man ihn mit Schweinemist, 
Es wächst, der Leser glaubt es kaum, 
Heraus ein Vers- und Strophenbaum. 
Ist auch der Grund so richtig karg,  
Sind alle Strophen nichts als Quark: 
 
Der Baum, er wächst, und auf ihm reift, 
Was aus dem letzten Löchlein pfeift, 
Selbst wenn die Früchte voller Wurm 
Und faul sind, trotzen sie dem Sturm 
Der Kritiker von acht bis zwei. 
Dann ist das Elend kurz vorbei 
 
Bis zu dem nächsten armen Tag. 
Ein jeder denkt, was er jetzt mag, 
Ein jeder schreibe was, das bleibt, 
Das nicht nur Sprache schlimm entleibt, 
Ein jeder dünge seinen Acker, 
Und sei er auch ein Reimekacker. 
 
Am Ende gehn die Lichter aus, 
Verstirbt der Ärger, schnarcht die Laus, 
Die über manche Leber lief, 
Den Dauerschlaf, kalt, feucht und tief. 
Jetzt herrscht die Ruhe, die man braucht, 
Wenn viel zu sehr der Flachsinn schlaucht.
		 
		
		
		
		
		
		
			
				__________________ 
				Dichtung zu vielen Gelegenheiten - 
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt 
Alle Beiträge (c) Walther 
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