greifbar I + II
greifbar I
Ich greife nach dem alten Mond
und leg ihn unters Kissen.
Es muss ja, der da oben wohnt,
nicht immer alles wissen.
Ich greife mir den schönsten Stern
und häng ihn mir ins Zimmer.
So leuchtet er mir nicht mehr fern,
denn nichts ist mehr wie immer.
Ich greife nach der Sonne Brand,
den Himmel will ich stürmen,
mit lieben Menschen Hand in Hand
auf hohen Wolkentürmen.
Ich greife mir das eigne Leben
und lege es mir sanft ans Herz.
Ich werde neu die Muster weben
und schweben überm Weltenschmerz.
greifbar II
Ich schnappe mir den Mann im Mond
und pack ihn unter meine Decke;
solang der Typ am Himmel thront,
vor Sehnsucht ich mich nach ihm strecke.
Dann greif ich mir einen der Sterne
und nagel ihn mir an die Wand;
ich mags nicht, wenn einer von ferne
durchs Fenster ins Schlafzimmer spannt.
Und morgen, wenns hell wird, die Sonne -
die greif ich mir auch noch mit Händen.
Ich brauch für die Lust und die Wonne
die Wärme in meinen vier Wänden!
Du dummes Schicksal, hau nur zu!
Am eignen Schopfe zieh ich mich
mit Seelenkraft und Geistesruh
aus deinem Griff und spuck auf dich.
(irgendwann folgt Version III in prosaisch)
Geändert von Cheeny (20.07.2017 um 16:53 Uhr)
Grund: die vergessen
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