Hi Ophelia!
Der Baukasten Sprache bietet zum Glück viele Steinchen, um dasselbe Thema so aufzubereiten, dass es irgendwie unverbraucht und originell wirkt - aber es war eigentlich alles schon mal da. Die Bilder gleichen sich, auch wenn man sie anders beschreibt ...
Das "Lied des Lebens" beispeilsweise hatte ich schon in diversen anderen Werken bemüht, hier eben nun in einem Herbstgedicht.
Wie ich das genau mache, weiß ich nicht. Das ergibt sich beim Dichten eben einfach so. Meistens bleibe ich pro Gedicht deutlich unter einer halben Stunde, wenn ich gut bestrahlt bin, geht ein Sonett in unter 10 Minuten.
Es ist so eine Art Halbtrance - während sich die bewussteren Ebenen um Takt, Zeilenlänge und Reimschema kümmern, legt das Unterbewusste die Gleise für den roten Faden, dem ich folge, zuweilen mit überraschenden Wendungen für mich selber. Die Worte und Phrasen schöpfe ich aus dem reichhaltigen Fundus, den ich meinen Eltern verdanke, die mir viel vorlasen, mich zum Lesen animierten und mir unzählige Schallplatten mit deutschen Märchen gehobener Sprache kauften, als ich klein war. Ich lernte in Hochdeutsch Sprechen - erst im Kindergarten erkannte ich, dass die anderen Kinder Dialekt sprachen. Ich passte mich dann rasch an, aber die erste Sprache, die man lernt, ist wohl immer die prägende.
Leider fehlt meinen Texten oft die innige Herzlichkeit und Menschenliebe, die ich zB bei Rilke so zu genießen weiß. Ich bin da als funktionaler Teilsoziopath einfach distanzierter, philosophischer. Nur bei Naturbeschreibungen glaube ich so etwas wie Liebe und Andacht hinter meinen Worten zu ahnen.
LG auch für dich aus dem nächtlichen Mühlviertel!
eKy