Hi Walther!
Sehr intensiv geschrieben - Reimschema, Formulierung und Inhalt ergänzen sich perfekt zu einer Melodie inneren Zweifels, Blindheit und Unsicherheit.
Ich sehe einen Priester, der vor einer leeeren Kirche steht, einen Entwurzelten, den sein Leben fragend anschaut ...
S1 ist anfangs etwas seltsam formuliert. Gemeint ist wohl, dass der Mensch den Schatten trifft (im Sinne von ihm begegnet) und dann von diesem geschlagen wird (mit Dunkelheit, Kälte, Zweifel?).
Die ambivalente Bedeutung von "treffen" sorgt hier aber womöglich für Verwirrung, den man könnte ja meinen, dass der "schlagende" Schatten "trifft", und dann wäre Z2 falsch herum formuliert.
Ein inhaltlich stringenteres und klareres Bild wäre dies:
Der Schatten nur,
ansonsten nichts,
Er trifft
den Mensch auf freier Fläche:
Er
hockt im Winkel grellen Lichts
Und stört die Spiegelung der Bleche
Und trifft die Linie des Gesichts.
Zudem: Dieses "und sonst ist nichts" in Z1 erscheint seltsam unpassend hinformuliert, das "ist" erscheint die Formulierkunst betreffend suboptimal. Auch hier biete ich eine Alternative.
Auch das Bild, dass ein Schatten "schlägt" (trotz der Verwendung in den Titelworten) ist erst mal etwas gewöhnungsbedürftig. Ich glaube, das "Schlag-" in Schlagschatten ist nicht im Sinne von "zuschlagen" zu verstehen.
Da sollte man sich erst mal über die Herkunft der Worte kundig machen ... (ich weiß es auch nicht)
Auch dafür mache ich einen Vorschlag. Es reicht ja der Titel, man muss das "schlagen" nicht auch noch um jeden Preis im Text unterbringen, oder?
Mehr wüsste ich nicht zu hinterfragen - da ist dir ein sehr intensives Stück Lyrik gelungen, das gefangen nimmt und die Lebenszweifel spürbar macht. (Nicht, dass ich die den "hirntot religiösen" Menschen nicht vergönnen würde ...


)
Sehr gern gelesen!

LG, eKy