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Alt 23.05.2018, 15:53   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
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Standard Brief eines Traumes an seinen Verstand

O hehrer Geist, ich ließ dich mich entführen
in deine intellektuellen Sphären,
darin Gedanken wie Geschwüre schwären
in ewig sinnbeschwörenden Allüren.

Wo bodenloser Dünkel haltlos dümpelt
und jede Regung unter Hybris schmachtet,
verbannst du mich, von Regelwut umnachtet,
an jenen Ort, den niemand je entrümpelt.

Dort muss ich armer Traum, der ungelebte,
mit allem Unbewältigten mich gatten,
den Schatten, die dank dir kein Leben hatten:
Aus Überdruss Geformte und Gewebte.

O hehrer Geist, der ich dich nicht erfasse,
wo geht die Reise hin, die du mich leitest?
Verblasst mein Glanz, den du ins Leere breitest,
wenn ich mich einfach in dir gehen lasse?

An welchem Ende, das wir nie erreichen,
begreifen wir einander uns verloren?
Entferne uns, den Narr und seinen Toren,
aus allen Lebens Kreisen und Vergleichen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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