Hi Walther!
Ja, der alte Spötter lässt kein Fettnäpfchen aus, wenn er mal ein Publikum hat und in Fahrt ist - da leiden Einfühlungsvermögen und Feingefühl!

Allzu lauter Humor, Brüllwitze auf Kosten der ganzen Welt, schneidender Zynismus, der alles entkleidet - das mögen viele nicht, teils aus Angst, selbst dranzukommen, teils, weil sie es oberflächlich und selbstgerecht finden, und leise suchen sie das Weite ...
Seltsamerweise erkennt die "Stimmungskanone", die sich ebenso distanzieren würde wie die anderen, stünde er auf deren Seite der "Bühne", selbst immer nie oder viel zu spät, dass das Fett aus den Näpfchen allzu weit gespritzt ist!
Wenn der "Schmäh fliegt", wie man bei uns sagt, ist es oft schwer, die feine Grenze dessen zu erkennen, was den noch augenzwinkernden Humor von ätzender Herabwürdigung trennt!
Zusätzlich schwer, da jeder diese Grenze woanders zieht - die sozial allgemein verträgliche Schnittmenge des kleinsten gemeinsamen Nenners menschlichen Witzes ist zuweilen recht schmal gstrickt ...
Wer also allzu hoch fliegt mit seinem Schmäh, der muss damit rechnen, sich unbemerkt ins soziale Abseits zu manövrieren, gerade in unseren Zeiten betulicher politischer Korrektheit in allen Lebenslagen.
Interessanterweise ist man ja nicht immer so ein unempathisches Ekel - und ja, natürlich spreche ich da oben von mir selbst - nein, meistens ist man bloß ein freundlicher Satiriker. Aber manchmal ist man eben enthemmt von guter Laune oder äußeren Einflüssen, und man steigert sich hinein, oder man ist einfach zutiefst erbost ob so offensichtlicher Dummheit oder Kurzsichtigkeit eines Gegenübers, dass man sich gehen lässt und so richtig zu ätzen beginnt!
Und dann ist es schwer, von dem einmal gewonnenen Drehmoment wieder runterzukommen! Dann übersieht man leicht den Punkt, an dem man einfach nicht mehr unterhaltsam ist, sondern nur noch fanatisch, engstirnig und verletzend rüberkommt. Als Grenzasperger tu ich mir zusätzlich schwer mit dieser feinen Linie - ich kränke oft, ohne es überhaupt zu bemerken!
LG, eKy