Entwintert
Entwintert
Das Fenster schillert blau. Die Wolke reibt die Augen
Weit weg in Ostnordost, wo immer Winter tost.
Die holde Weiblichkeit schürzt kurz, und kurzbehost
Springt Männlichkeit den vielen Bienchen nach, die saugen
Und saugen, was das Zeug hält. Nichts bleibt ungekost,
Kein Stempelchen, kein Pöllchen nicht. Das Frühlingssaugen
Erfüllt Behausung und Automobil. Mit Laugen
Geht’s an die Felgen, erste Steaks versengt der Rost
Der Grillstation, die, frisch entwintert, erstmals raucht.
Im Garten herrscht die wilde Wut, es wird gehackt,
Gehäckselt und auch schon gemäht. Die Liebste faucht:
„Ich glaub, es hackt, das hätt‘s doch wirklich nicht gebraucht!
Der Nachbar macht die Blüten platt. Es ist verkackt.“
Warum lässt man’s nicht so, wie’s wächst und fleucht und kraucht?
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (18.04.2019 um 11:13 Uhr)
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