Warum suchst du nach Leidenschaft,
nach Benzingeruch in Venen,
wenn du aus Angst vor ihrer Kraft
und vor dieser Glut im Sehnen,
in der Wärme dich auf Abstand stützt
und dich mit Gleichmut vor ihr schützt?
Warum suchst du nach der einen Kraft,
dem Beben unter Berg und Hügeln,
wenn du aus Angst, dass sie dich schafft
nicht aufhör'n kannst, dich selbst zu zügeln?
Warum willst du sie nicht selbst entfalten
und mit aller Kraft die Kraft fest halten?
Warum suchst du nach der Hingabe,
wenn du durch sie das ganze Ganz
bekommst, was ich noch habe,
abschlägst doch aus Angst vor'm Tanz,
wenn du aus Angst vor'm Spüren
von ihm lieber lässt dann doch nicht führen?
Warum suchtest du die deine Rose?
Warum verspürst du für sie Zorn,
warum werden rote Blätter welk und lose,
stichst du streichelnd dich am Dorn -
wenn du schmerzhaft schön wie sie doch bist
und tiefer Stachel Teil des Zarten ist?
Setzt sich die Liebe gerne Ziele?
Sorgt sie echt sich um das Rechte?
Fragt sie sich, was es ihr brächte?
Spielt sie toll nicht lieber Spiele,
hört sie uns nicht lieber schrei'n,
sieht sie lieber uns denn nicht verzeih'n,
spürst du, wie es ihr gefiele,
könnt sie für uns alles geben,
lieben alles ehrlich-echte,
mit dem gut auch gleich das Schlechte
will sie gar und ganz erleben,
lieben einvernehmlich,
mal klug und selten dämlich
dich Schöne und ihr Glas erheben,
sie liebt das Ganze, Große,
aufrecht stehend selbst krumm und schief,
aufrecht gehend konstant kindsnaiv,
liebt sie das Nackte, Bloße,
die Verzweiflung und den Glauben,
das Lächeln und die Schimmeraugen -
die Liebe, sie ist die Famose,
die mit Haut und Haar für Mund und Brüste
ein wildes Herz auf Zunge tragend
von Sinnen, nicht nach Morgen fragend,
wenn sie für dich nicht mehr weiter wüsste,
augenblicklich sich vergessen müsste
und dich so leidenschaftlich jagend
mit Wahnsinnskräften um sich schlagend,
verletzte wohl. Und endlich doch lebendig küsste.