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Alt 11.05.2009, 10:08   #1
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
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Standard Am grauen Morgen




Fünf Streifen Licht erhellt den schmalen Gitterraum,
an dessen kurzer Wand das Tor zur Freiheit sich
durch das Netz der Stäbe blaut. Das Auge brennt
sich daran fest, von Gerechtigkeit getrennt.

Die Gitter werden schwarz zur nächsten Nacht.
Die Hände liegen blutverschorft auf Drillichtuch.
Zerfetzter Stoff den wunden Leib bekleidet:
Ein Rest von Mensch, der stumm die Qual erleidet.

Einst lag sein Leben in Fortunas Schoß,
sie leerte über ihm das Füllhorn guter Gaben,
so lange, bis daraus nur Aschenfeuer fiel.
Er rächte sich. Dämonisch seine Absicht und das Ziel.

Die Rache war unmenschlich, vernichtend ihre Hand.
Man legte ihm den schweren Stein aufs Herz -
doch Reue wie gefordert, hat er nie gekannt.
Stolz nahm er hin, was ihn vernichten würde.

Ein grauer Morgen steigt aus kalten Nebelwänden,
das Tuch entgleitet den geschwächten Händen.
Im nahen Wald verhallt der Ruf der Taube.
Und still ist es im schmalen Gitterraum.

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Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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