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Alt 25.06.2009, 01:48   #2
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
Ort: BadenWürttemberg
Beiträge: 526
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Hallo Helene

Der Aufbau, das graphische Bild deines Gedichtes zeigt filigran Zeilenumbrüche und so was wie Strophen. Vielleicht ist die farbliche Komponente, zwischen den Zeilen zu lesen, gewollt:

blaues Ufer
rote Zweige
(grüner) Frosch
(weiße?) Enten
vielleicht braunes Haar

auch diverse Sinneseindrücke des LI sind (vielleicht) absichtlich eingebaut:

der Stille lauschen
Farben sehen
Geräusche hören
und träumen von Gerüchen

manche Strophen finde ich schlicht und meditativ, manche nicht.

Am blauen Ufer
ruht sich
meine Seele aus


ist poetisch sicher genauso schön wie

Unter blauem Himmel
kommt meine Seele
zur Ruhe


Jene Buche
taucht ihre roten Zweige
in weise Stille


"Jene" als Synonym für z.B. "diese, die ich dort sehe" ist verständlich.
Ich bin versucht, weise Stille wie weiße Stille, also "unschuldig" zu akkomodieren (angleichen, gleichsetzen).
Und das gefällt mir sehr, ist es gewollt. Was ist unbefleckter, als Stille?
Ansonsten gibt es noch die fantasievolle Betrachtung als "eine Weise(Melodie)
die sich (nur scheinbar paradox) als Stille offenbart; die würde mir auch sehr gefallen.

Der Wind spielt
der Trauerweide
ein leises Lied


Das Sinnbild ist klar,
der Wind spielt ... ein leises Lied ist für mich ok,
doch (oh Gott, der schon wieder, höre ich dich denken )
[I]... der Trauerweide ...[/I]
ist für mich zu märchenhaft. Als Impression (Sinneswahrnehmung) nicht geeignet, als Vorstellung, Fantasie, dass der Wind für die Weide singt ok. Als Naturbeschreibung also fraglich.

ebenso

Ein Frosch
raunt mutig
seiner Liebsten zu


Frösche quaken, können, na gut, auch raunen, als poetischer Ausdruck für ein Balzrufen vielleicht ok, als Objektive Naturwahrnehmung nicht.

Dahingehen ist

Enten ziehen
geruhsam
ihre Bahn


wieder klar und impressionistisch wiedergegeben, gut so.

Als LI seine Augen schloss, nahm es erinnernd wohl wieder einen Duft wahr, nur in der Vorstellung, denn der olfaktorische Reiz (Geruch) ist nicht in der Nähe.

somit denkt LI schlussendlich doch an den geliebten Mensch vielleicht, oder ?

Nochmal oh Gott, der schon wieder:

und dein ferner Duft
ruht ganz sanft
wieder
auf meinem Haar


wie weit ein Duft weg ist, der gerochen wird, kann man allein durch Schnuppern nicht wissen, das kennt keine räumliche Ortung.
Als sanft und mild mag man einen Duft riechen und beurteilen können, ob er sanft auf irgendwelchem Objekt ruhen kann...?

Ich verstehe deine Absichten sehr wohl, ein Werk in poetische Worte zu fassen. Das kannst du auch recht gut. Was aber Sinnbilder, Metapher oder Umschreibungen dabei angeht, finde ich Beliebigkeit absolut unlyrisch. Alles ist natürlich erlaubt, doch ob alles deswegen Angewandte auch zu gelten hat, ist Ansichtssache. Auch meine Kritik ist nur meine Sichtweise bezüglich meinen Begründungen zur Verwendung von Sinnbildern.


Blaugold
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