Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 21.07.2009, 12:03   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, larin!

In punkto "brutale Gewalt" und warum sie ausgespart wird:
Dieses Gedicht handelt von IHR, nicht von IHM! Deshalb ist - wie du richtig bemerktest - alles wie petrifiziert. Sie ist in Angst und Gewohnheit erstarrt - die "stille Oberfläche" über dem Brunnen"ab"grund ihrer verletzten Seele.
Ja, viele, allzu viele Frauen schaffen es nie, sich von ihren Peinigern zu lösen, zumindest nicht ohne Hilfe von außen!
Ich wollte diese "gleichgültige Hoffungslosigkeit" eines lang gebrochenen Menschen einfangen, der nur deshalb noch lebt, weil da irgendwo ganz unten vergraben noch ein letzter Funke glimmt.
Dies finde ich treffender und beunruhigender als ein plattes, oberflächliches Fingerzeigen auf Missstände ehelicher Gewalt, indem ich wütend beschreibe, was ER ihr nun tatsächlich alles an körperlicher - und viel schlimmer - seelischer Gewalt antut. Davon mögen jüngere, zornigere Menschen berichten.
Ich sehe nur die leblosen Augen und den hingerichteten Geist der Unterdrückten. Das erscheint mir viel grausamer und mitleiderregender als die - oft jahrelange - Hinrichtung selbst!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten