Thema: Der Buddha
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Alt 28.09.2009, 23:39   #3
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
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Hallo Erich K.

ebenso wie cyparis reizt mich hier mehr der Inhalt. die Form rhythmisch wohl ok, metrisch etwas freier.

Was mir zuerst auffiel, ist das Pronom im Titel. Was ich mich diesbezüglich zum Sinn dazu fragte, kannst du dir wahrscheinlich selbst denken, liest du woanders analog vielleicht DER Jesus, oder DER Gandhi.

Anders wäre es bei DER Messias (Erlöser), denn dabei denken Christen an Jesus, Buddhisten eben an Gautama und Esoteriker möglicherweise an E.T. denn alle lösen die Fahrkarte "nach Hause".

Ernsthaft, auch mir sind verschiedene Zeilen deines Gedichtes rätselhaft. Grad so, wie mir viele Gleichnisse nicht ganz verständlich sind.

@Cyparis
Mir ist bekannt, dass Meditation östlicher Religionen und Kontemplation, eher christliches Verständnis, gleichgesetzt wird. Ich denke, das liegt an dem nicht ganz klar durchgedrungenen Verständnis der beiden Handlungen. Ich verstehe sie als vollkommen verschieden voneinander. Kontemplation "benutzt" die konzentrierte Fixierung von Gedanken auf irgendetwas. Meditation richtet in einer Art "Zerstreung, Auflösung der Gedanken" den Sinn auf die Beendigung derer.
So sind die Lehren von Buddha deshalb auch auf das "Gehenlassen" und auf das Freimachen von sämtlichen Gedanken ausgerichtet, in denen ja die Erinnerung von Leid und Verbundenheit mit allem, was zur "Materiellen Welt" gehört und fortwährend in einem Prozess von Denken, Erinnern und Vorstellen Pathos erzeugt.
Die Vorstellung des christlichen Jenseits geht einher mit der Befreiung von Leid im allerweitesten Sinn. Ich, das Ego, ist in dieser anderen Welt (Paradies)also ohne das, was Leid manifestiert. Der Gläubige "erdenkt" sich somit, dass ein Erlöser das Leid wegnimmt. Ich Ego, in dem ja alles, was mich zur Persönlichkeit macht, auch im Unbewussten gedanklich "gespeichert" ist, soll ohne Ängste, Schuldgefühle, Hass, Trauer Hadern, sämtlichen seelischen Verletzungen und Wünschen (der Traum vom Paradies ist ein Wunsch!) "gereinigt" sein, damit ICH glückseelig sei.

Dagegen sind die Erkenntnisse von Buddha: Leid erzeugt der Mensch durch genau solch Verhaftetsein mit seinen Erfahrungen, seinem (erinnerten) Leben.
Nirvana ist folgend dann ein Zustand vielleicht im Leben schon, der durch die innere Trennung von allen Verbindungen zur Welt (Gedanken, Memories, Vorstellungen, Ideen, usw.) vollkommen frei davon ist, erlöst.
Da schon während des Lebens durch Erkennen des gesamten Festhaltens innerer Erfahrungen dies "negiert" werden kann, gibt es in diesem Zustand der Erleuchtung kein Leid. Erleuchtung verstehe ich völlig entmystifiziert ganz einfach als Durchleuchtung, Durchschauen und Handling der allgemeinen menschlichen Probleme wie zuvor erwähnt. Es ist eine "Innere Revolution", die jeder nur selbst in Gang setzen kann!!
Wie löst man z.B. Ängste in der Psyche? Man schaut sie an und entmachtet sie quasi! Das ist weder Esoterik-Quatsch, noch Therapeutenlüge. Zugegeben, funktioniert nicht so ohne Weiteres oder nur mit diversen kirchlichen Ritualen etc.
Ein Mönch z.B. , der kontempliert, braucht seine rituelle Umgebung, dazu gehört sein Mönchsein. Meditation ist konfessionslos und "Erleuchtung" sowieso, davon bin ich überzeugt! Buddha war kein Mönch (mehr), als er dies erkannte. Wir westlich kulturell geprägte Menschen haben Kontemplation im Sinn, wenn wir Meditation sagen oder hören. What a mistake.
Ich denke, Erich sieht vielleicht die Differenzierung von Kontemplation und Meditation ähnlich. Trotzdem ist mir vor allem die letzte Strophe fremd.
Buddha hat mit Träumen im Sinn von Wunschvorstellungen überhaupt nichts am Hut, glaube ich. Lacht er nicht darum, weil er wunschlos und befreit sein darf?
By the way: Jesus gilt als Gottessohn. Als so einer ist gar nichts schlussendlich ein Problem. Buddha war Mensch und hat als Mensch Leid erlöst. Wer ist eigentlich glaubhafter im Sinn von für den allgemeinen Menschen nachvollzieh- und gehbar? Und: Jesus selbst hatte, wie Buddha, keinen Erlöser, der es stellvertretend erledigt. Zudem war Jesus kein Kirchenmann, nicht mal ein gläubiger Christ und in der Wüste begegnete er in den vierzig Tagen seinen ureigensten Dämonen, die deshalb aber auch allgemein sind, weil er in sich schaute, wo jeder Mensch solche Metapher im Geist mit sich rumschleppt. Der Teufel hat animalische Züge und Erscheinungsformen? (Hörner, Huf, Furchteinflössendes).
Ist ja logisch. Alle dementsprechenden verbildlichten Urängste kommen aus der Zeit, als wir nahe bei den gefährlichen Tieren unser Leben verbringen mussten. Dämonen haben Flügel, gelten als gefallene Engel? Logisch. Gedanken sind nun mal geflügelt, fast in aller Kulturen Verbildlichungen. Und böse Gedanken, sind das nicht jene eigenen, die man im Mittelalter auf andere projezierte, und diese anderen dann des Paktes mit dem Teufel bezichtigte? Aber klar doch. Und wo kamen diese bösen Gedanken her? Das wäre jetzt eine andere Story. Nur eins noch: In der Wüste ist es nun mal so, dass man da allein ist. Mit allen seinen guten und bösen - Gedanken? Dämonen? Engel? Erkenntnis?
Ich bin kein Priester, der sie bei anderen austreiben will. Doch ist jeder mitverantwortlich, der damit die Welt mitformt. Wäre es arg schlimm, wenn Jesus Buddha verstanden hätte?


Blaugold
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