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Alt 29.10.2009, 15:01   #6
Lord Skarak
Gast
 
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Standard Nun... dann nochmal hallo, Chavali!

Zitat:
Zitat von Chavali
Für deine konstruktive Kritik hab herzlichen Dank.
Ich wünschte mir mehr davon,
Danke für den Dank, und hier wie gewünscht ein Nachgereichtes:

Zitat:
Zitat von Chavali
Wo du auch bist, was du auch tust,
meine Nähe zu dir ist mir Pflicht.
Insbesondere die fette Zeile hat auch mich auch eher eine sanft romantisierende Wirkung. Das könnte ebensogut als die zärtliche Aussage eines schwer verliebten Normalen gewertet werden. Es erinnert an Aussprüche vielleicht einer... naja, Disney-Märchenfigur. In der zweiten Zeile ist allerdings schon eine gewisse unmenschliche Regung am Durchscheinen, normalerweise interpretiert der Mensch seine Nähe zu anderen ja nicht als Pflicht, sondern als Wunsch, als Bedürfnis aus Zuneigung heraus. Es hier Pflicht zu nennen zeigt die Sache schon etwas besser, darin zeigt sich eine gewisse krankhaft erstarrte Getriebenheit. Allerdings neutralisiert sich der Effekt dieser Zeile zusammen mit demjenigen der vorhergehenden für meine Wahrnehmung, da bei mir, in meiner Empfindung, die erste wie gesagt stark romantisch konnotiert ist. Es mag das stalkende LyIch seine Regungen ja durchaus als romantischer Natur empfinden, allerdings würde ich hier die Meinung vertreten, dass die gewisse Abartigkeit dieser Wahrnehmung (jemanden zu VERFOLGEN ist ja schließlich nichts romantisches ) dem Leser noch besser zugänglich gemacht werden sollte. Ein grundlegendes Problem bei der Dichtung über solche Themen ist immer die Schnittpunkte oder Schnittflächen/mengen der einander widersprechenden moralischen Bezugssysteme zu finden, hier namentlich des Lesers (der im Schnitt ein an Lyrik interessierter, halbwegs "normaler" Mensch sein dürfte) und jenem des LyIchs, welches ja wohl eher deviant moralisiert. Diese Schnittflächen können dienen, dem Text eine gewisse Plastizität zu verleihen. Oft sind solche Schnittflächen im emotionalen Bereich gegeben, hier eben in einer wohl stark ausgeprägten Form der Zuneigung beim LyIch (die wohl auch beim "Normalen" durchaus gegeben sein kann) welche aber wiederum zu ganz anderen Handlungen führt. Das wichtige an dem Aktus, einen Psychopathen plastisch darzustellen ist denke ich, seinen einfach nur rein menschlichen Teil auszumachen, welcher als des Lesers Brücke zu den veränderten, devianten Strukturen literarisch gebraucht werden kann. Zwingende Identifikation, die literarischen Ecken und Kanten welche bleibenden Eindruck beim Leser hinterlassen, sind denke ich hier von besonderer Wichtigkeit.

Mal wat anderes:

Zitat:
Zitat von Chavali
glaubst gar, Verkleidung und Tarnung
sind mir die passende Warnung -
Hier ist mein Problem, dass die Wortkombo "passende Warnung" streng genommen die Implikation zulässt, dass das LyIch davon ausgeht, dass es prinzipiell eine passende Warnung gebe, wenngleich diese auch nicht in Verkleidung und Tarnung bestände. Ich sehe hier sehr wohl ein, dass das LyIch hier versucht, die Perspektive des LyDus anzunehmen und zugleich zu widerlegen, aber der bei mir vorhandene Nebengeschmack der erstgenannten Implikation bleibt leider. Ein solches machtbesessenes Individuum wird jedoch nicht davon ausgehen können, dass irgendetwas es aufhalten könnte. Des weiteren ist mir das Wort Warnung auch wieder zu weich, denn irgendwie passt zu Verkleidung und Tarnung das Wort Warnung nicht, da Verkleidung einen gewaltigen Defensivakt des LyDus ausdrückt, wozu das Wort Warnung in meinem Empfinden einfach nicht passen mag. Es ist die Verkleidung eben ein versuchter Schutz, welchen ein deviantes Gemüt eher als kläglich und jämmerlich interpretieren würde, aber wenn das LyIch hier von "Warnung" spricht, so kommt es mir so vor, als würde es in irgendeiner Weise für es selbst bedrohliche Aspekte in der Verkleidung sehen. Über einen... nennen wir es mal "natürlichen Gedankengang" würde ich durch Verkleidung aber niemals zu dem Wort "Warnung" gelangen, da sie für mich wie erwähnt nichts bedrohliches anzeigt. Eher eine Bestätigung meiner Überlegenheit, so ich denn ein Stalker wäre.

So, ich hoffe, das war jetzt nicht zu überladen, ich muss mich immer etwas zurückhalten wenn ich kritisiere, damit das Ding nicht zu lang wird.
Falls Du also noch mehr von meiner Meinung haben möchtest, ich kann vielleicht noch was abliefern, wohl gemerkt unter der Voraussetzung dass ich in meiner Empfindung offenbar nicht im Mindesten repräsentativ für die Masse stehe.

Liebe Grüße,
Skarak

Geändert von Lord Skarak (29.10.2009 um 15:11 Uhr)
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