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Alt 09.11.2009, 15:03   #4
Blaugold
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 23.02.2009
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Hallo Erich

Deine Morgenhymne scheint zugleich ein Abschiedslied zu sein. Das Lyrische Ich hält noch an der vielleicht gemeinsamen Nacht mit der geliebten Person fest, während der Tag schon das Ende dieser Seligkeit einläutet.
Seltsam, oder, dass Romantik auch fast immer etwas mit Seufzern, Melancholie und Trauer zu tun hat?
Dies zeugt deshalb von der Differenz zwischen Wunsch und Ist, ein Konflikt in der Seele, dem Empfinden, und somit von dem Festhalten bzw. Nichtloslassen des Ichs. Aber genau diese Art von Pathos, so scheint mir, hat auch RMR zu poetischer Magie gewandelt.

Was ich meine:
Ein Dunkel..., zweifelnd..., bangen Armen..., Erbarmen heischend..., sterben..., Scherben meiner Seligkeit...
könnten dazu interpretiert werden, dass Romantik und Liebe mit Schmerzen und Ängsten zu tun hat. Liebeskummer, ja, das schon. Aber Liebe ansich?
In diesem Sinne, auch weil vor allem das Gedicht von cyparis irgendwie in das selbe Horn stößt, sehe ich die klassische Romantik als sehr wehmütig (auch da steckt "weh" drin).
Wenn ich mich frage, was der Dichter damit transportieren möchte, komme ich, subjektiv gesehen natürlich, nicht umhin, als Antwort: um Mitgefühl heischend zu geben. Oder, um den Leser um ein Aufgreifen der vermittelten Emotionen zu ersuchen. Und dies ist durchaus Romantik zu nennen. Wenngleich ich solcherart Poesie als Jugendlicher eher als traurig machend empfand. Und da ich ein sentimentaler Bursche war, litt ich regelrecht mit den lyrischen Personen mit. Nur, dass sich aufgrund "Die Leiden des jungen W." tatsächlich Jungs das Leben nahmen, konnte ich nicht verstehen; mein Bestreben war und ist, Lebensenergie zu tanken, nicht Todessehnen, anyway. Aber - vielleicht ist doch nichts schöner, als ein Klagelied, wer weiß.
Ob Apoll das auch als Anliegen hat(te)?

So lese ich dein schönes Gedicht fast polasierend zum Titel; der ja Hoffnung, neuer Beginn, vermittelt zum sehr, sehr melancholischen Inhalt, wie ich meine.

@Cyparis
Ich bin mit Erich einer Meinung, dass dein Gedicht eines der Schöneren ist von allen, die ich von dir kenne.

Blaugold
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