Thema: Augenschmaus
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Alt 07.12.2009, 00:13   #2
Abraxas
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Hallo Walther,

ich hätte nicht gedacht, dass jemand es schafft, einem Sonett einen so bitteren Geschmack zu verleihen. Wahre, angebrachte - und sehr traurige Worte. Sie wecken einen vorübergehend auf...leider nur so lang, wie es dauert, die Augen wieder zu verschließen. So sind wir Menschen.

Zitat:
Augenschmaus


Die Augen sind ganz trüb, der Atem flach,
Die Hände liegen kraftlos an den Beinen.
Sie reicht nicht einmal mehr zum Weinen. -- nur 4-hebig. So gewollt?
Die Fliegen sitzen überall, zu schwach,

Sie zu verscheuchen, keucht das kleine Kind -- "Sie zu verscheuchen [...]" lässt mich etwas stolpern. Sie zu verscheuchen entspräche dem natürlichen Sprachrhythmus eher.
Und führt die Zunge an die trocknen Lippen.
Die Mutter blickt nach innen, und ihr Wippen,
So hilflos, dass das Lächeln schnell gerinnt, -- schnell gerinnendes Lächeln ... dieses Werk dringt ins Herz, ob man will oder nicht. Gute Arbeit.

Will gar nicht enden; ihre dumpfen Worte
Sind Laute, die das Atemrasseln übertönt:
Man muss sie nicht verstehn. Das sind die Orte

Und Bilder, an die niemand sich gewöhnt: -- lässt mich etwas stolpern. Was ich spontan lese ist: xXx, xxXxXxX - trotz Komma, leider.
Der Wohlstandsmensch sieht sie bei Sahnetorte, -- meintest du vll. "sieht sich"? In Kontext mit der ersten Zeile dieser Strophe und dem Doppelpunkt stellt sich mir die Frage: meint "sie" die Bilder? Vielleicht habe ich nicht ausreichend darüber nachgedacht. In diesem Falle bitte ich dich, mir das zu verzeihn und ein wenig zu erklären.
Durch Farbbrillianz zum Augenschmaus geschönt.
Ich bin sehr traurig berührt. Und hoffe, dir damit bestätigen zu können, dass "Augenschmaus" seine Intention erfüllt.

dunkelmütig,
Abraxas
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