Thema: Im Liebesboot
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Alt 10.01.2010, 15:04   #3
Feingeist
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Liebe larin,

ein goethisch angehauchtes Werk im Anapäst. Das ist schonmal beeindruckend!
Allerdings: Es ist nur goethisch angehaucht und der Anapäst kommt teils recht zwangsbetont daher.

Beim Lesen musste ich an Goethes Auf dem See denken, Epoche: Empfindsamkeit.

Zitat:
Übern See fährt das Boot und es schaukelt so sacht xxXxxXxxXxxX (Übern = xx ist schon schwierig)
auf den Wellen dahin, wie das Herz mir doch lacht! xxXxxXxxXxxX klasse!
Ei, mein Liebster, zu dir trägt der Nachen mich froh! xxXxxXxxXxxX (bis auf das Ei, welches man wegen des Kommas automatisch betonen will, klasse!)
Weit voraus eilt mein Blick. Stehst am Ufer du? Wo? xxXxxXxxXxxX (Nun ja, Weit möchte man gern betonen und den zweiten Teil des Satzes finde ich recht unglücklich)
Das LI steht auf dem Boot, das LD steht am Ufer. Das Boot mit dem LI fährt auf das Ufer zu, zum LD.
Da der Nachen doch recht unbekannt ist, würde ich Barke vorschlagen.
Vers 4 finde ich wie gesagt dem Versmaß geschuldet und daher sehr unglücklich; ebenso wie den Reim froh/wo.
Ansonsten eine schöne Strophe
Zitat:
Wellenberg, Wellental, rasch vom Bug springt die Gischt, xxXxxXxxXxxX (siehe Text)
Wär die Lieb nur kein Traum, der mit plötzlich erlischt! (Wär unbetont zu lesen fällt wieder schwer, geht es doch um ein Hoffen des LI o.ä.)
Flösse ewig dahin sie in wiegender Flut! (Inversion: Dem Versmaß geschuldet )
Liebster, sieh doch: Ich bin dir in Ewigkeit gut! (find' ich nicht sehr gut. Ob der Stellung(,) ist es mir fast unmöglich, Liebster unbetont zu lesen)
In V1 geht es Dir wohl eher um Berg und Tal, weswegen man die Wellen auch (xx) ausblenden kann. Rasch vom Bug springt die Gischt finde ich für einen Nachen, auch als Metapher, sehr übertrieben - es handelt sich ja nicht um eine Yacht.
Nun geht es in die Innensicht des LI, der Übergang dorthin ist sehr fließend und gut gestaltet!
Das LI wünscht sich eine unvergängliche Liebe (die Liebe ist das Boot) und bezieht diesen Gedanken auf die Situation im Boot - es wiegt sich mit ihr auf dem See und ist somit ein Zeichen für das LD: Das LI wird das LD ewig lieben.
Zitat:
Übern See fährt ein Boot, wenn die Sehnsucht mich trägt, xxXxxXxxXxxX
wie mein Herz Sinn und Hand, dann die Ruder bewegt! xxXxxXxxXxxX (das ist fürchterlich, selbst wenn Du das Augenmerk auf das Herz legen wolltest!)
Banger Blick eilt voraus, nimmt dein Lächeln als Lohn: xxXxxXxxXxxX (über das Banger lese ich mal hinweg und sage: klasse )
Liebster, hältst du mich fest, treibt mein Boot nicht davon! xxXxxXxxXxxX (Liebster bereitet mir wieder Probleme!)
Hier sehr schön. Da ein Abriß zu S2 stattfindet würde ich direkt in V1 von mein Boot sprechen?!
V2 ist katastrophal. Entweder soll Herz im Genitiv stehen, das ist aber nicht erkenntlich oder es fehlt ein Komma. Und bewegt müsste strenggenommen bewegen heißen. Da dieser Vers auch als Anapäst gelesen grausig ist, würde ich Dir dazu raten, ihn noch einmal zu überarbeiten!
Das LI möchte in seiner Liebe (auf/mit dem Boot) vom LD festgehalten werden, es möchte, dass seine Liebe erwidert wird.
Es möchte wahrscheinlich auch, gemeinsam mit dem LD, für immer auf dem Boot (der Liebe) verweilen.

Dieses Gedicht sagt mir durchaus zu. Ich kann es nachempfinden und halte es für metrisch recht ausgereift.

Liebe Grüße

Feingeist

Nachtrag: Finde den Titel viel zu offensichtlich. Der stößt einen ja geradezu auf meine Interpretation. Glaube, den könnte man auch subtiler gestalten

Geändert von Feingeist (10.01.2010 um 19:35 Uhr)
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