Einzelnen Beitrag anzeigen
Alt 28.01.2010, 18:12   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.947
Standard

Liebe fee,

das ist ein wahrhaft trauriger Text, der kein Happy End findet.

In Strophe 1 bedauert das LI, daß es ein zu großes Herz besitzt und sich immer voll für eine Sache, einen Menschen oder die Liebe eingesetzt hat.
Es war immer frohen Mutes, die Erfüllung in seinem Tun zu finden.

Strophe 2 deutet an, daß LI auch noch nicht so oft dabei auf die Nase gefallen ist.
Wenn es aber dann doch einmal passierte, geschah dies ziemlich unsanft, denn es kämpfte immer bis zum bitteren Ende und hielt sich daran fest, so wie es in Strophe 3 beschrieben wird, wenn es auch nur das kleinste Fünkchen Hoffnung noch gab. Ganz egal, was andere auch davon hielten.

LI dachte nun in Strophe 4, einen starken Partner gefunden zu haben, der zu ihm steht, an den es sich lehnen kann, wie an einen Baum.
Es hatte seine ganzen Gefühle investiert und glaubte wirklich daran, etwas Reales zu haben.
Doch dieser Baum ist nun fort und entwurzelt und wo er noch einst stand, klafft nun ein schwarzes Loch. (Schönes Bild)

In welches LI dann unweigerlich in Strophe 5 hineinfällt und währenddessen gar noch die Verwandlung seines "Baumes" erfahren muss, der es eiskalt fallen lässt, indem er seine Hand zur Hilfe verweigert.
LI schimpft sein eigenes Herz dumm, was seine letzte Handlung in diesem Gedicht darstellt.

Ich interpretiere das so, daß mit der letzten Handlung nicht der Tod des LI's gemeint ist, sondern der Tod der Liebe oder der Freundschaft.

Ja, so kann es gehen.
Die, die man einst ehrlich geliebt hat, können sich durch andere Umstände verwandeln und wenden sich komplett ab.

Die Frage ist nur, war man dann wirklich dumm, wenn man geliebt hat?
Wenn es ehrlich und aus Überzeugung war, dann war es doch richtig. Zumindest für diese Zeit, bis man eines Besseren belehrt wird.


Ich erlaube mir mal, dir eine kleine metrische Überarbeitung anzubieten, weil es an den markierten Stellen nicht ganz so fluppte, wie es eigentlich sollte:


wie oft schon hab ich laut mein herz verflucht
ob seiner kraft in leidenschaft so fest zu schlagen. (Punkt)
für menschen, lieben, taten, wollte ich es wagen,
bewusst, weil mein gefühl dort heimat sucht
.

dabei bin ich noch nicht so oft gefallen,
doch wenn ich fiel, dann immer bodenlos und hart.
ganz einfach loszulassen ist nun mal nicht meine art,
viel eher die, im sturz mich weiter festzukrallen

an allem, was fels, baum, herz, hand zum greifen bieten,
an jedem, selbst am allerkleinsten, anhaltspunkt,
den man, mein SOS empfangend, mir zurückgefunkt.
ich kann und konnt nur so, egal, was andre rieten.

du warst mir baum, so dacht ich, fest und grünend, rindenweich.
zu gerne lehnte ich an deinem stamm im schatten.
ich glaubte gar, wie viel wir aneinander hatten.
nun gähnt ein schwarzes loch, dort, wo kein wurzelreich.

im fallen offenbart sich mir noch deine wandlung:
es sind nicht äste, die du mir nicht reichst, nein, deine hand,
die du mit kaltem blick nun vor mir birgst tief im gewand.
mein herz schelt ich „so dumm!“ – ´s ist meine letzte handlung.

Ich weiß jetzt nicht, ob dir das so gefällt, aber der Jambus wäre so wieder stimmig.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten