Thema: Das Amselnest
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Alt 25.02.2010, 10:32   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Zitat von ruhelos Beitrag anzeigen
Das Amselnest

Nur hier und da ein Flügelschlag,
so grau in grau vergeht der Tag. Da könnte eine originellere Phrase stehen, z.B. "im Lauf der Zeit verrinnt...", oder "belebt den wolkengrauen..."(in dem Fall kein Komma am Ende von Z1)
Im winterlichten Zweiggeäst Abstand fehlt.
verharrt allein das Amselnest.

Doch plötzlich bricht ein Sturm herein, Originellere Phrase, lebendigeres Deutsch, z.B. "Von Westen...", oder "Grauwallend...", oder "Laubwirbelnd...", usw.
sein Heulen dringt durch Mark und Bein.
Er zerrt und reißt am Astwerkraum - Komma oder Bindestrich.
schon bricht die Vogelstatt vom Baum. "saust" klingt eher nach Kindergedicht.

So wie er kam, so zieht er fort,
doch liegt der Amsel Ruheort
verlassen nun am Wegesrand
und Schweigen legt sich auf das Land. Sprachlich sehr gut formuliert und gereimt. Hier nix zu meckern!
Hi, Ruhelos!

Ich liebe Naturgedichte! Dieses hat mir - unter Vorbehalten - durchaus gefallen. Was mich hier jedoch vor allem stört, ist das nicht zum lyrischen Inhalt passende Reimschema AABB! Das klingt leider eher nach Abzählreim für Kinderspiele, zumindest muss man sehr vorsichtig lesen, damit man nicht zu "nudeln" anfängt, wie man bei uns sagt. Das Schema zwingt dem Leser einen monotonen, überstrukturierten Leserhythmus auf, der so gar nicht zur Stimmung und zur Botschaft des Gedichtes passen will. Find ich halt.

Insgesamt dennoch gern gelesen!

LG, eKy
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