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Alt 24.03.2010, 09:41   #2
Walther
Gelegenheitsdichter
 
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Lb. Dana,

Mütter und Söhne haben ein besonderes Verhältnis zueinander, das besonders dann Spannungen bekommt, wenn der Sohn zum Mann geworden ist. Männer können häufig, besonders aber wenn sie noch jung und stark sind, mit Gefühlen wenig anfangen, u.a. weil sie es von ihren Blaupausen nicht gelernt haben, aber eben nicht nur deswegen.

Diese Nähe, die zugleich Distanz enthält, ist in der Literatur in unterschiedlichster Form thematisiert worden. Hier in Form eines Stück lyrischer Prosa, das besonders wirkt, wo es die Gefühle des Sohns reflektiert, der irgendeine Bedrückung zu haben scheint, die er nicht verbalisieren kann. Männer sind, wie gesagt, auch schlechte Formulierer privater Sprache. Es ist erschütternd, die Sprachlosigkeit immer wieder zu erleben. Frauen dagegen sind auf Kommunikation gepolt und müssen sich das, was sie an Gesten - hier: Tränen - sehen, manchmal regelrecht "stehlen", es dann in Zusammenhänge und Erfahrungen stellen, um es dann diagnostizierend zu verstehen.

Die Frau kann über diese Begütigung heilen, auch dann, wenn der Mann meint, seine Krankheit, seine Wunde, gar nicht gezeigt zu haben. Das ist ein Wunder unseres Zusammenlebens, und wir Männer müssen meistens einige Jahre auf dem Buckel haben, bis wir das, was da geschieht und befriedet, in seiner liebenden Tragweite erkennen können.

Dieses Gedicht spiegelt der Verlauf einer solchen Handlung. Am Ende löst sich das im Paartanz auf. Der Mann ist zum Mann geworden, der die Frau in seiner Mutter zum Tanz führt. Und seine Mutter hat die Chance, in ihren so nahen und so fernen Sohn zu sehen, ohne daß er das wohl wirklich spürt.

LG W.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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