Lieber Walther,
der Inhalt "appelliert" an die Wahrnehmung des "Wesentlichen" - dessen, was unser Sein erfüllt. Kleine, "unbedeutende" Momente sind es, die uns wie ein kleiner Stich treffen. Ein Stich, den man unausgesprochen verinnerlicht.
So kommt dein Sonett bei mir an und es überzeugt mich.
Weil es beinahe unaussprechbare Momente sind, kann nur die Lyrik sie einfangen und übertragen.
Deine Verse geben es wieder und doch könnten sie noch "treffender" sein.
Ich "krittele" mal ein wenig herum - ohne jede Besserwisserei.
Für mich stehen die "Thesen" einen Tick zu nüchtern da.
Vielleicht erkennst du, was ich meine:
Zitat:
Zitat von Walther
Im kühlen Mai
Es war ein Sonnenstrahl im kühlen Mai,
Er küsste Dein Gesicht an Deiner Schläfe.
Mir war, als ob ein kleiner Stich mich träfe:
Du lächeltest, und schon war es vorbei.
In Deinen Augen las ich ein Verstehen:
Die Liebe ist viel mehr als Liebelei,
Das Leben tiefer noch als Träumerei:
Im Alltag allzu (also) leicht zu übersehen.
Wie schnell wird Lust von Last erdrückt!
(Oft (fast) unbemerkt wird Lust von Last erdrückt!)
Die schönen Stunden wollen rasch verschwinden,
In denen sich ein Paar ganz zart beglückt.
(Sobald ein Paar sich findet und beglückt. (?)
Der Pflicht muss man das Glücksmoment entwinden,
Bevor der Stundenzeiger weiter rückt:
Gemeinsam wollen wir ihn immer finden!
Die letzte Strophe ist besonders schön, auch wegen "das Glücksmoment", obwohl ich sonst "der Moment" sage. Hier entspricht das DAS ganz dem lyrischen Ton.
Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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