Un.Wucht
Un.Wucht
Der Dichter reibt die Sprache wund,
Zerschlägt die Wörter barsch zu Schund.
Er reiht, zu Allem kontrovers,
Die Silben irgendwie zum Vers,
Versteht sich nicht, auch nicht die Welt -
Um sie ist es ganz schlecht bestellt -,
Kennt sich nicht aus mit Ironie,
Grammatik oder Harmonie,
Verdunkelt Sinn zum Inhaltslos;
Sich selbst hält er für riesengroß,
Für Goethe – mindestens! - und Benn,
Vertritt Poetik, Lyrik, denn
Er hat vor vielen Jahren schon
Gefunden Takt und Maß und Ton:
In Strophen wird jetzt zelebriert,
Was die Erkenntnis draus gebiert.
Der Leser liest, erschrickt und staunt.
Als schließlich einer leise raunt,
Dass dies wohl keine Dichtung sei,
Hört er sofort so allerlei,
Das laut ihm in den Ohren summt.
Worauf der Kritiker verstummt.
Es kommt schon vor, dass er sich denkt,
Die Wut gehörte umgelenkt
In Worte mit der gleichen Wucht,
Die man im Text vergebens sucht,
Wenn jener sich ans Schreiben macht.
Dann schüttelt er den Kopf. Und lacht.
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Geändert von Walther (20.10.2010 um 14:46 Uhr)
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